Raus in die Forschung!

Illustration einer Hand, die eine Lupe hält. Die Lupe vergrößert eine tanzende Person, die auf Notenlinien zu tanzen scheint
(Foto: Jan Buchczik (Illustration))

Es kann empowernd sein, sich Raum und Zeit außerhalb der Hochschulmauern zu nehmen, weiß Forschungsreferent Bernhard Siebert. Hier stellt er zwei aktuelle Forschungsprojekte aus der HfMDK vor, die das besonders deutlich zeigen.

Forschung braucht Zeit. Und manchmal lohnt es sich, Projekten extra viel Zeit samt einem gewissen Abstand vom Alltag einzuräumen, wie die Erfolge von Prof. Dr. Katja Schneider und Prof. Hansjacob Staemmler bestätigen.

Standortbestimmung in der Tanzwissenschaft

Zusammen mit den Kolleginnen Prof. Dr. Susanne Foellmer aus Coventry und Prof. Dr. Yvonne Hardt aus Köln hatte Katja Schneider bei der Volkswagen-Stiftung um eine Auszeit angesucht. Die Stiftung fördert sogenannte „Scoping Workshops“, bei denen Wissenschaftler*innen sich gemeinsam über ihr eigenes Fach und dessen Position grundsätzliche Gedanken machen. Ende Februar kamen Forschende aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, aber auch von jenseits dieser Grenzen, in den Räumlichkeiten der Stiftung in Hannover zusammen.

„Moving Dance Studies Ahead“, die Tanzwissenschaft voranbringen, haben sie sich auf die Fahnen geschrieben. Um weiterzukommen, braucht es zunächst eine aktuelle Standortbestimmung: Wo steht das Fach und wie lässt sich seine Zukunft gestalten? „Für uns war es wichtig, gemeinsam zu überlegen und zu konkreten Schlussfolgerungen zu kommen, wie die Tanzwissenschaft in ihren unterschiedlichen Ausprägungen weiterentwickelt werden kann, wie sie sich auch über die Grenzen der performativen Künste hinaus in verschiedene Disziplinen integrieren lässt und in Austausch kommt mit globalen Entwicklungen“, sagt Katja Schneider.

Acting out music

Für etwa den gleichen Zeitraum hatte sich Hansjacob Staemmler in der hessischen Landesmusikakademie in Schlitz für ein verlängertes Wochenende eingebucht. Den Pianisten und Professor für Klavierkammermusik und Korrepetition beschäftigt seit längerem die Frage, wie Schauspieltechniken dafür genutzt werden können, andere Zugänge zu authentischem Ausdruck im musikalischen Vortrag zu erzeugen. Für einen Workshop mit dem Titel „Acting Out Music“ hatte er Martin Nachbar, Professor für Techniken des Schauspiels, eingeladen. Außerdem waren Prof. Stephanie Winker (Flöte), Marc Prätsch (Schauspiel) und Studierende aus Fachbereich 1 sowie Spezialist Prof. Dr. Tobias Bleek von der Folkwang Universität der Künste in Essen mit von der Partie. Ermöglicht wurde die Exkursion durch das hochschuleigene Förderprogramm „Forschung an der Kunsthochschule“.

„Wir beschäftigen uns mit notierter Musik“, meint Staemmler, „und in den Partituren gibt es immer Zonen der Mehrdeutigkeit. Genau dort kann Interpretation stattfinden.“ In diese Kreativitätszonen möchten die Beteiligten mit Interpretationsmethoden aus dem Schauspiel vorstoßen. Dazu werden Methoden von Konstantin Stanislawski und Michael Tschechow sowie „SourceTuning“ von Jens Roth genutzt. Durch die Umsetzung mit musikalischen Mitteln werden die gewonnenen Erkenntnisse als hörbares Ergebnis erfahrbar – und bewertbar. Es bietet Erkenntnisse für die Lehrenden, soll aber vor allem auch den Studierenden nutzen: Sie werden durch das Erproben unterschiedlicher Methoden in ihrem Spiel gestärkt.

Autor

Unter der Überschrift "Forschung an der Kunsthochschule" finden sich drei große, sich überlagernde Kreise
(Foto: Lisa Mahlberg)

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Was passiert, wenn unsere Forschenden mit Gästen aus Kunst und Wissenschaft zusammentreffen, die zum selben Thema arbeiten? Das ist das Konzept unserer Tagung am 16. und 17. Mai 2025. Wer mehr über Prof. Dr. Katja Schneiders Tanzforschung oder das Projekt „Acting out Music“ erfahren möchte, ist hier genau richtig. Herzliche Einladung!

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