Ein besonderer Zauber

Chor beim Jazzfest
Auch 2023 ist der Pop- und Jazzchor wieder beim HfMDK Jazzfest dabei – allerdings im Kleinen Saal statt wie hier im Foyer beim Jazzfest 2020.(Photo: Hansjörg Rindsberg)
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Kon­zer­te un­ter frei­em Him­mel oder in gro­ßen Hal­len er­for­dern Tech­nik – wuch­ti­ge Laut­spre­cher, me­ter­wei­se Ka­bel, Ver­stär­ker. Manch­mal gilt al­ler­dings auch das Ge­gen­teil: Gebt der Mu­sik Raum!

TEXT: FA­BI­AN SENN­HOLZ

Bei Kon­zer­ten, die Open-Air oder in rie­si­gen Hal­len statt­fin­den, kann akus­ti­sche Mu­sik den Raum nicht in aus­rei­chen­der
Laut­stär­ke fül­len. Eine Ver­stär­kung der In­stru­men­te und eine Be­schal­lung des Rau­mes ist un­um­gäng­lich, um die Mu­sik im Raum für das Pu­bli­kum ad­äquat hör­bar zu ma­chen. Wie wirkt sich das auf die Mu­sik aus?

Kam­mer­mu­sik ent­fal­tet ihre bes­te Wir­kung in ei­nem Kam­mer­mu­sik­saal und nicht in ei­ner gro­ßen Are­na. Denn dort muss sie ver­stärkt wer­den. Und so gut sich das mitt­ler­wei­le auch ton­tech­nisch lö­sen lässt, bleibt es doch ein zwi­schen­ge­schal­te­tes Me­di­um, durch das klang­lich Qua­li­tät ver­lo­ren geht. Den­noch kann es für ein Pu­bli­kum eine be­son­de­re Qua­li­tät dar­stel­len, ein Kon­zert in solch gro­ßem Rah­men oder un­ter frei­em Him­mel zu er­le­ben, so­dass klang­li­che Ab­stri­che da­für in Kauf ge­nom­men wer­den.

Wenn aber ton­tech­ni­sche Me­di­en auch ge­nutzt wer­den, um den Klang mit­zu­ge­stal­ten, und wenn die Mu­sik da­für kom­po­niert oder ar­ran­giert wird, gro­ße Räu­me mit Be­schal­lung zu fül­len, kön­nen die­se Räu­me mehr von ih­rer Qua­li­tät ent­fal­ten. Zwei Bei­spie­le aus mei­ner ei­ge­nen Kon­zert­erfah­rung mit Chö­ren:

6K UNITED!

Bei mei­nem Pro­jekt 6K UNITED! sin­gen bis zu 6.000 Kin­der ge­mein­sam in rie­si­gen Are­nen, be­glei­tet von ei­ner 16-köp­fi­gen Band. Der Raum ent­fal­tet da­bei sei­ne Wir­kung durch die Grö­ße des Cho­res. Die Be­schal­lung darf nur hel­fen, rich­ti­ge Laut­stär­ke­ver­hält­nis­se zwi­schen Chor, Band und So­list*in­nen her­zu­stel­len und ei­nen pas­sen­den Bandsound zu ge­stal­ten. Ar­ran­ge­ments, die wir pass­ge­nau für die­se Si­tua­ti­on ein­rich­ten konn­ten, ent­fal­ten dort auch eine ganz be­son­de­re Wir­kung. Die­se Ar­ran­ge­ments sind dann häu­fig für ei­nen klei­nen Chor ohne ver­stärk­te Band nicht gut um­setz­bar. Und den­noch bleibt es an vie­len Stel­len ein Kom­pro­miss, Ver­stär­kung ein­set­zen zu müs­sen: Wenn 6.000 Kin­der a cap­pel­la un­ver­stärkt aus vol­lem Her­zen sin­gen, ent­fal­tet sich ein Zau­ber, den die bes­te Tech­nik nicht ver­stär­ken kann.

HfMDK Pop- & Jazz­chor

Mit dem HfMDK Pop- & Jazz­chor set­zen wir Be­schal­lungs­tech­nik in der Re­gel nur für die Beat­box und den Sub­bass (ein ge­sun­ge­ner Bass mit Oc­ta­ver, durch den der ge­sun­ge­ne Ton gleich­zei­tig auch eine Ok­ta­ve tie­fer er­klingt) ein. Hier­für ist – un­ab­hän­gig vom Raum – zwangs­läu­fig eine Be­schal­lung nö­tig, die auch tie­fe Fre­quen­zen ab­bil­den kann. Ohne die­se Be­schal­lungs­tech­nik wä­ren die­se In­stru­men­te nicht voll­stän­dig – wie ein Kon­tra­bass ohne Re­so­nanz­kör­per. Da wir mit dem Rest des Cho­res aber rein akus­tisch und un­ver­stärkt in den Pro­ben un­se­re Klang­äs­the­tik ent­wi­ckeln (und nicht z.B. mit Ein­zel­mi­kro­pho­nen), ver­su­chen wir dies auch bei Kon­zer­ten mög­lichst un­ver­stärkt um­zu­set­zen.

Manch­mal er­for­dert es der Raum aber auch, dass der Chor kom­plett ver­stärkt wird – wie bei ei­nem Kon­zert, das wir
in der Brot­fa­brik in Frank­furt ge­ge­ben ha­ben. Das bie­tet die Chan­ce, dass un­ser Kon­zert eher wie Pop­mu­sik ge­mischt wer­den kann. Den­noch büßt der Chor da­bei im­mer Klang­qua­li­tät ein. Ar­ran­ge­ments, Klang­äs­the­tik und Per­for­mance kom­plett auf gro­ße Lo­ca­ti­ons und Be­schal­lung aus­zu­rich­ten, wie es z.B. Chö­re wie Per­pe­tu­um Jaz­zi­le op­ti­miert ha­ben, ist da­bei eine Wis­sen­schaft für sich.

Ein be­son­de­rer Zau­ber bleibt es aber, wenn die Be­schaf­fen­heit ei­nes Rau­mes in die In­sze­nie­rung und Klang­äs­the­tik ei­nes Kon­zer­tes ein­be­zo­gen wird. Un­ver­ges­sen bleibt für mich un­ser Kon­zert ge­mein­sam mit Et Hepe­ra im Foy­er der HfMDK, bei dem wir alle Trep­pen und Em­po­ren ge­nutzt ha­ben, um den gan­zen Raum aus ver­schie­de­nen Per­spek­ti­ven zum Klin­gen zu brin­gen. Ei­nen sol­chen Zau­ber im Raum kann das bes­te Be­schal­lungs­sys­tem nicht her­stel­len.

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