Blick in die Zukunft

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Der Studiengang Lehramt für Gymnasien an der HfMDK wird reformiert. Maria Spychiger, Johannes Hasselhorn und Eike Wernhard geben Einblicke in den Arbeitsprozess.

Es steht schon lange fest, dass nach den Überarbeitungen der Studienordnungen für die Lehrämter Grundschule, Haupt- und Realschule sowie Förderschule an der HfMDK auch das Lehramt für Gymnasien gründlich reflektiert und das Studium durch Anpassungen fit für die Zukunft gemacht werden soll.

Neuerungen für die Zukunft und gegebene Rahmungen – gemeinsam auf die Reise

Das Studium Lehramt für Gymnasien dauert zwei Semester länger und stellt deutlich höhere Leistungsanforderungen als die kürzeren Studiengänge für Grundschule und Sekundarstufe I. Es sind zahlreiche Lehrende und Teildisziplinen der Musik involviert. Seminare und Workshops in Gruppen, Projekte, Praktika und natürlich der Einzelunterricht sind die zentralen Lehrformen.

Eine Reform schaut in die Zukunft. Ebenso gibt es Rahmenbedingungen: bestehende musikalische Kulturen, ein kulturelles Erbe, einen gesellschaftlichen Auftrag, ein Lehrkörper, der schon da ist – Personen mit ihren Expertisen, Motivationen und vertraglichen Verpflichtungen – und dazu eine Studierendenschaft, die sich durch eine Eignungsprüfung qualifizieren muss, um das Studium an der HfMDK aufnehmen zu können.

In intensiven Gesprächen mit den Lehrenden der verschiedenen Fächer, mit Studierenden und Alumni des Studiengangs zeichnete sich ab, dass der Wunsch nach einer qualitativ hoch stehenden und vielseitigen Ausbildung unverhandelbar ist, es aber auch eine Wahrnehmung der sehr hohen Arbeitsauslastung im Studiengang gibt.

Den bereits begonnenen Prozess wollten wir nicht nur aus dem eigenen häuslichen Blickwinkel durchführen, sondern auch im Austausch mit anderen Ausbildungsorten und Bundesländern erweitern und bereichern. In dem dafür organisierten Workshop mit Kolleginnen und Kollegen von vier Orten wurde noch einmal deutlich, dass Internationalisierung, Digitalisierung und Individualisierung als fachunabhängige gesellschaftliche Entwicklungen unbedingt in die Neuerungen einfließen müssen. Die Individualisierung ist dabei auch durch die Begleitung der Studierenden zu realisieren, wie dies in den vergangenen Jahren als Mentoring in der Lehrerbildung modellhaft entwickelt wurde und auch schon umgesetzt wird. Im zukünftigen Studium soll es einen festen Platz bekommen und sich nicht nur auf die Beratung und Begleitung in die Praxis des eigenen Unterrichtens beziehen, sondern auch auf die Profil- und Persönlichkeitsbildung beim Studieren.

Fundamentum, Praxis­semester und Profilstudium

Die Lehrenden haben bisher zusammen mit einigen Studierenden des Fachbereichs 2 (Lehrämter, Wissenschaft und Komposition) schon eine individualisierende Profilstruktur erarbeitet. Die Studierenden werden im reformierten Studiengang ihre Profile selbst mitplanen. Dies geschieht im Rahmen von Workshops, in welchen die Profile für das jeweils folgende Semester gemeinsam von Studierenden und Lehrenden erarbeitet werden. Die Profile selbst kommen dadurch auf Nachfrage der Studierenden zustande. Im Rahmen der dafür zur Verfügung stehenden Creditpoints sind sie inhaltlich aufgestellt und haben entsprechende Bezeichnungen, wie zum Beispiel „Musiktheater“, „ästhetische Erfahrung“, „Tanz“, gegebenenfalls auch „Neue Musik“ u.a.m. Sie sollen fächerübergreifend und -verbindend angelegt sein. Im Laufe von vier Semestern werden es für die einzelnen Studierenden in der Regel zwei zwei-semestrige Profile sein.

Die Etablierung dieses Profilsystems mit der fächerverbindenden Anlage erfordert eine neue Qualität der Organisation und Kommunikation sowohl innerhalb des Fachbereichs als auch fachbereichsübergreifend. Für die Profile wiederum bietet der erste Teil des Studiums die inhaltlichen Grundlagen: das Fundamentum. Es bildet die Voraussetzung für die individualisierte Profilwahl, die Basis, die die Studierenden kennen und können müssen. Mitzudenken ist dabei die Eignungsprüfung, welche einen bestimmten Lernstand zum Eintritt in das Studium voraussetzt.

Grafische Darstellung der Struktur des Lehramtsstudium Musik für Gymnasien L3

Die geplante Struktur des reformierten L3-Studiengangs

Eine Ausbildung für die Schule in der heutigen Gesellschaft

Alle Kinder und Jugendlichen sollen in der Schule die Grundlagen erwerben können, um am gesellschaftlichen Musikleben selbstbestimmt zu partizipieren. Der Musikunterricht muss für den Fächerkanon der allgemeinbildenden Schule deshalb unbedingt erhalten bleiben! In unserer zunehmend multikulturellen und transnationalen Gesellschaft bedeutet dies, dass die Schule den Kindern und Jugendlichen das Angebot macht, sich in verschiedenen Musikpraxen zu bewegen und dabei vielfältige Erfahrungen und musikalische Fähigkeiten zu erwerben. Die einzelnen Schülerinnen und Schüler werden schließlich ihre individuellen Neigungen und Entscheidungen informiert treffen können, mit je guten Gründen, die sie im Unterricht kennen gelernt haben.

Infos zu den Studiengängen

Das reformierte L3-Studium – L3 bezeichnet das Lehramt an Gymnasien – will die Studierenden darauf vorbereiten, solche Unterrichtsangebote zu planen und durchzuführen, auch wenn vieles davon naturgemäß noch „on the job“ zu erlernen sein wird. Doch die Grundlagen und Einstellungen hat das Studium dann bereits eingeführt.

Der allgemeinbildende Musikunterricht soll im Leben der Kinder und Jugendlichen eine Rolle spielen, horizonterweiternd wirken, sie mit den vielen Musikpraxen und Musikkulturen vertraut machen, Fähigkeiten vermitteln, Teilhabe an der Musikkultur in ihrer Vielfalt ermöglichen. Die Lernenden sollen sich schließlich selbst in ein Verhältnis setzen können zu den vielfältigen gesellschaftlichen Möglichkeiten und Angeboten. Musikalische Bildung möchte Autonomie ebenso wie Zugehörigkeit in musikalischen Kulturen und Praxen befördern.

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