Simon Schumacher im Interview
Simon Schumacher unterrichtet seit dem Wintersemester 2025/26 Orgelimprovisation/liturgisches Orgelspiel an der HfMDK als Lehrbeauftragter. Im Interview mit den Kirchenmusikstudentinnen Eva Müller und Sonja Karl erzählt er über sich, seine Leidenschaft für das Improvisieren und ihre ersten Eindrücke des Ausbildungsbereichs Kirchenmusik.
Wie bist du zum Orgelspielen gekommen?
Nach Klavierunterricht in der Grundschule, viel Singen am Niederrhein und später in Nordhessen sowie einer kleinen Karriere als Keyboarder und Veranstaltungstechniker in Schul- und Gemeindeband kam ich irgendwann in die 11. Klasse und meine Eltern zwangen mir quasi auf, noch einmal professionellen Unterricht zu nehmen. Auf Klavier hatte ich keine Lust mehr, aber da mein bester Freund Orgel spielte, begann ich ihm nachzueifern. Zwar hat man es als Orgel-Nerd nicht leicht, doch es gab dann das ultimative, lebensverändernde Erlebnis: ein Orgel-C-Kurs in der KMF Schlüchtern mit dem Spezialthema "Orgelimprovisation". Plötzlich war ich nicht mehr alleine mit meiner Orgel-Leidenschaft, die abendlichen Chorproben und anschließenden Musiktheorie-Hausgaben-Flur-Sessions waren ein legendärer Austausch mit Gleichaltrigen aus ganz Hessen, und so wuchsen der Wunsch und das Zutrauen, eines Tages Kirchenmusik zu studieren...
Was fasziniert dich an Orgelimprovistaion?
Bei uns zu Hause hatte die Orgel immer ein etwas verstaubtes Image. Als Arrangeur kam mir schnell die Frage, ob man das nicht ändern könnte, z.B. mit rhythmischen Pattern, mit aktuellen Melodien wie Popsongs oder Filmmusik und einer Gemeindebegleitung in Gottesdienst, die Lust auf immer noch mehr Strophen zu singen macht. Mit den Einflüssen verschiedener Lehrer und Kommilitonen konnte ich so über die Jahre die Orgel zu meinem Werkzeug, meinem Orchester (und gelegentlich: meiner Band) machen, die einfach alles kann.
Was ist dir beim Unterrichten wichtig?
Genau das zu vermitteln: Die Orgel kann alles! Egal ob ernsthaft oder mit Augenzwinkern kann ich jedes Lied, jeden Stil, jede Stimmung mit der Orgel wiedergeben, wechseln zwischen begleiten und führen, mit der Gemeinde oder den Konzertbesuchern im Dialog sein. Es kommt nur darauf an, dass ich als Musiker genügend Werkzeuge mitbringe, um mich den Herausforderungen zu stellen - denn letzten Endes gehe ich auf eine Bühne und gebe viel von mir, meiner Persönlichkeit und meinen Fähigkeiten und vielleicht auch meinem Unvermögen preis. Und da ich von Hause aus kein Wunderkind war, sondern mir mein Können schrittweise erarbeitet habe, möchte ich eben so meine Studenten auf ihrem Weg voranbringen.
Wie hast du deinen Start als Lehrbeauftragter an der HfMDK erlebt?
Ich bin beeindruckt von dem, was Prof. Viegelahn und Prof. Wiebusch in den vergangenen Jahren aus dieser Kirchenmusikabteilung und dem Standort Frankfurt gemacht haben. Dazu gehört das gesamte Team von sympathischen und überaus kompetenten Pädagogen, dazu gehören aber auch die mittlerweile teils neuen, teils überarbeiteten Instrumente, auf die Orgel-/Kirchenmusikstudenten nun mal angewiesen sind. Es tut gut, nach 10 Jahren seit dem Studienabschluss "Master Orgelimprovisation" nun mit demselben Thema auf die andere Seite zurückzukehren. Der Lehrauftrag ist für mich die perfekte Ergänzung zu meiner Tätigkeit als hauptamtlicher Kreiskantor und C-Kursleiter in Neuwied.
Was machst du, wenn du nicht gerade Orgel spielst?
Dieses Interview führen wir heute am 13.11., an dem nach Jahren des Wartens endlich das neue "Anno 117" erscheint. Ich werde mich also noch heute in die Welt des historisierenden Aufbau-Strategie-Spielens versenken... Am wichtigsten ist mir aber die Familienzeit mit meiner Ehefrau, großen Tochter und kleinem Sohn.



