Klangwelten entdecken – Wenn Kinder den Alltag zum Klingen bringen

Carls Stipendium
(Foto: Seungho Lee)

Wie klingt eigentlich der Schulflur, wenn alle ganz still sind? Kann man aus einem Glas und ein paar Zweigen ein Gewitter zaubern? Und wie wird ein Alltagsgeräusch zur Musik? Mit solchen Fragen und viel Entdeckungsfreude begaben sich unter Anleitung des Lehramtsstudenten Seungho Lee in diesem Frühjahr Grundschulkinder der Linnéschule Frankfurt-Bornheim auf eine spannende Reise durch die Welt der Klänge.

Carls Stipendium
(Foto: Seungho Lee)

Musikalische Abenteuer fernab vom Musikbuch

Das fünfteilige Projekt „Klangwelten entdecken“ richtete sich an neugierige Schüler*innen der dritten und vierten Klassen – und nahm sie mit in eine Musikwerkstatt, in der nicht Noten, sondern Fantasie und offene Ohren der Schlüssel waren.

Das Ziel war klar: Musik einmal ganz anders erleben. Statt fertige Lieder einzustudieren, wurden die Kinder eingeladen, Alltagsgeräuschen lauschen, sie nachzuahmen, zu kombinieren und daraus kleine Kunstwerke zu schaffen. Egal ob das rhythmische Klatschen auf den Oberschenkeln, das sanfte Rascheln von Alufolie oder das tiefe Brummen eines Glases – plötzlich wurde aus Bekanntem etwas völlig Neues.

Carls Stipendium
(Foto: Seungho Lee)

Selber machen wie die Profis

Besonders aufregend: Ein Einblick in die geheime Welt der Foley Artists – echte Geräuschemacher, die mit einfachen Mitteln Filmszenen Leben einhauchen. Die Kinder dachten sich kleine Szenen aus, suchten nach passenden Materialien und erzeugten Geräusche, die sie in Gruppen synchron zu kurzen Videos aufführten. Der Blick in die Trickkiste der Profis ließ so manchen staunen – und weckte Lust, selbst kreativ zu werden.

Auch Rhythmus spielte eine wichtige Rolle: Aus Worten wie „Brot“ und „Spaghetti“ entstanden witzige Rhythmusspiele. Es wurde geklatscht, gesprochen, gestampft – jeder durfte ausprobieren, wie Sprache, Klang und Körpermusik zusammengehen. Und dass viele Kinder Noten gar nicht kannten? Kein Hindernis! Über spielerische Übungen fanden alle schnell einen eigenen Zugang zum musikalischen Ausdruck.

Von Märchenszenen zu Klanggeschichten

Das kreative Potential der Teilnehmenden entlud sich spätestens beim Sound-Theater: Märchen wie „Die Bremer Stadtmusikanten“ wurden neu vertont, Tiere trommelten mit dicken Stimmen, fremde Orte rauschten durch vertraute Gegenstände. Besonders stolz waren die jungen Musiker*innen auf ihre selbst erfundenen grafischen Notationen: Mit Symbolen, Farben und Zeichnungen hielten sie ihre musikalischen Ideen fest – und wurden so zu wahren Komponist*innen ihrer eigenen Klanggeschichten.

Zum Abschluss wagte sich die Gruppe sogar an eine klangliche Reise durch die Schöpfungsgeschichte. Mit Blättern, Gläsern, Steinen und Papier erschufen die Kinder Szenen wie Dunkelheit, Licht, Natur und Zeit – jede Gruppe ganz auf eigene Weise. Die Aufregung war groß, als dann die eigenen Improvisationen aufgenommen wurden: echte Klangkunst aus Kinderhand!

Carls Stipendium
(Foto: Seungho Lee)

Mehr als Musik: Neue Perspektiven für alle

Die Erfahrungen des Projekts waren bereichernd – nicht nur für die Kinder, sondern auch für Projektleiter Seungho Lee, der sein Know-how aus der Musikpädagogik einbrachte. „Die Kreativität, Spontaneität und der gemeinschaftliche Geist der Kinder haben mich sehr inspiriert“, sagt er rückblickend. Musik wurde so zum Abenteuer, in dem jede*r ausprobieren und glänzen konnte – ganz ohne Perfektionsdruck.

Ein Projekt wie „Klangwelten entdecken“ wird möglich dank des Carls-Stipendiums der HfMDK, gefördert von der Carls-Stiftung. Dieses Stipendium unterstützt Studierende der Musikpädagogik dabei, ihre kreativen Ideen in die Praxis zu bringen, und fördert kreative Schulprojekte.

Neben der finanziellen Förderung profitieren die Stipendiat*innen von einer individuellen Begleitung und Beratung durch ihre Lehrenden der Hochschule – ein wichtiger Beitrag, damit frische musikalische Impulse an den Schulen ankommen und kleine wie große Talente sich weiter entfalten dürfen. So zeigt „Klangwelten entdecken“, wie Musikunterricht fernab von Notenheften, Schranken und Leistungsdruck zu einem gemeinschaftlichen Erlebnis wird – und dass in jedem Alltagsgeräusch eine kleine Welt voller Musik wartet.

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