Einer der Marken gesetzt hat

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Sechs Jahre lehrte Michael Reudenbach als Professor für Komposition und Theorie an der HfMDK, nun ist er in den Ruhestand gegangen. Am 9. November verabschieden die Hochschule und der Fachbereich 2 ihn mit einem Konzert – und in unserem Magazin würdigen Orm Finnendahl und Ernst August Klötzke die Arbeit ihres Kollegen.

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09.11.

TEXT: ORM FINNENDAHL

Nach sechs Jahren als Professor für Komposition und Theorie an der HfMDK ist Michael Reudenbach zum Ende des Sommersemesters 2022 in den Ruhestand gegangen. Trotz der vergleichsweise kurzen Zeit an der Hochschule hat er in der Kompositionsabteilung viel bewegt. Seine Begeisterung für das Unterrichten, seine sehr hohe analytische, handwerkliche und ästhetische Kompetenz, gepaart mit seiner ruhigen, präzisen, sachlichen und den Studierenden zugewandten Art hat entscheidend dazu beigetragen, das Niveau der Kompositionsklassen kontinuierlich und nachhaltig zu steigern.

Als Kollege schätze ich seine fortgesetzte Suche, das kritische – auch eigene – Hinterfragen scheinbar ästhetischer Selbstverständlichkeiten und die konstruktive, immer an der Sache orientierte Haltung. Für die Unterrichtssituation bedeutet das die ausgesprochen seltene Fähigkeit, unbequemen Dingen nicht aus dem Weg zu gehen, sondern ästhetische Probleme zu erkennen und in unnachahmlicher und oft sehr humorvoller Weise gemeinsam mit den Studierenden daraus konstruktive und originelle Ansätze für deren Lösung zu entwickeln. All diese Dinge zeigen sich auch in seinen Kompositionen, die im besten Sinne einer Fortsetzung Webernscher Traditionen zumeist hochkonzentriert und knapp gefasst sind und die reflektierte Auseinandersetzung mit der gesamten Musikgeschichte bis in die neueste Zeit erkennen lassen. Diese Wachheit, verbunden mit seinem Humor und seiner Klangsensibilität führen zu einer sehr außergewöhnlichen und persönlichen Musik. So sehr ich seine Person und Unterstützung vermissen werde, wünsche ich ihm, dass er die jetzt für ihn beginnende Zeit nutzen kann, um viele neue Werke zu schaffen, auf die ich mich schon jetzt freue.

Porträt von Michael Reudenbach
Prof. Michael Reudenbach(Foto: Marie-Luise Manthei)

TEXT: ERNST AUGUST KLÖTZKE

„Ja bitte“, tönt es vom anderen Ende der Leitung. Ohne Hebung am Ende, die auf den Subtext „was wünschen Sie?“ oder „was kann ich für Sie tun?“ verweisen würde, also keine melodischen Qualitäten, sondern Distinguiertheit und Unbeweglichkeit, die an sprachliche Gesten alter „Edgar Wallace“-Verfilmungen aus den 60er Jahren (schwarzweiß!) erinnern.

So entsteht eine natürliche und erwartungsfrohe Distanz, die auch jeder kritisch-analytischen Beschäftigung mit Musik zu Gute kommt, und die für die musiktheoretische Lehre von Michael Reudenbach an der HfMDK symptomatisch war. Keine gefühlsduselnden und oberflächlich beschreibenden Phrasen, sondern wohl abgewogene Gedanken und Folgerungen, die sich durch Geradheit und Klarheit auszeichnen: damit hat er das Fach Musiktheorie geprägt.

Bedingt durch die möglichen Perspektivwechsel des ausübenden Instrumentalisten, des Komponisten und des Musiktheoretikers wurde durch Michael Reudenbach das Lehrangebot bereichert, mit seinen außergewöhnlichen Themen und besonderen Herangehensweisen hat er Marken gesetzt. Neben allen inhaltlichen Diskursen stand auch immer die Frage nach Veränderungen von Formaten und möglichen Bedingungen im Zentrum. Hier wie dort werden seine konstruktiven Ideen maßgeblich für alle anstehenden Entwicklungen des Fachs bleiben. Der Mensch zeigte sich im besten Sinne als hervorragender Kollege, der streitbar und zugewandt zugleich immer unbestechlich und kompromissbereit die Sache im Blick hatte.

Und nicht zu vergessen sein subtiler rheinischer Humor. Dieser ist ungefähr so offensichtlich wie in den Komödien von Anton Tschechow: Man muss schon sehr, sehr genau hinhören. Michael Reudenbach würde jetzt (oder wird, wenn er dies liest) mit ziemlicher Sicherheit erwidern: „Höama!“. Meine Antwort: „Ja bitte?“, und dann: „DANKE!!!“

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