Va­le­rie’s Voice – Kam­mer­oper kon­zer­tant

Eine Kammeroper von Christofer Elgh für Sopran und vier E-Gitarren, in der die „biologische Katastrophe“ Mann kurzerhand abgeschafft wird. Mit Theresa Bub (Sopran) und der Gitarrenklasse.

HfMDK, Großer SaalEschersheimer Landstraße 29,60322 Frankfurt am Main Auf Karte anzeigen
Neue Musik Nacht: Gesamtprogramm

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The­re­sa Bub, So­pran
Stef­fen Ah­rens, Ja­vier Cuen­ca, Axel Roh­mer, Yeo­jin Yang, E-Gi­tar­ren
Chris­to­pher Brandt, Lei­tung

„Va­le­rie‘s Voice“ und das „SCUM Ma­ni­festo“

„Das Le­ben in die­ser Ge­sell­schaft ist ein ein­zi­ger Stumpf­sinn, [...] da­her bleibt den auf­ge­klär­ten, ver­ant­wor­tungs­be­wuss­ten und aben­teu­er­lus­ti­gen Frau­en nichts an­de­res üb­rig, als die Re­gie­rung zu stür­zen, das Geld­sys­tem ab­zu­schaf­fen, die um­fas­sen­de Au­to­ma­ti­on ein­zu­füh­ren und das männ­li­che Ge­schlecht zu ver­nich­ten.“

So be­ginnt das „SCUM Ma­ni­festo“ (er­schie­nen 1967) der ame­ri­ka­ni­schen Au­torin, Psy­cho­lo­gin, Ak­ti­vis­tin und ver­ur­teil­ten Ver­bre­che­rin Va­le­rie So­la­nas (1936 – 1988). SCUM ist da­bei ei­ner­seits das eng­li­sche Wort für Ab­schaum – eine Be­schimp­fung, wel­che die of­fen les­bi­sche So­la­nas in ih­rem Le­ben wohl oft ent­ge­gen­ge­schleu­dert be­kam – an­de­rer­seits aber ein Akro­nym für So­cie­ty for Cut­ting Up Men, zu deutsch: Ge­sell­schaft zur Ver­nich­tung der Män­ner. Ob es sich bei dem Ma­ni­fest um ei­nen sa­ti­ri­schen oder ei­nen ernst­ge­mein­ten Text han­delt ist nicht ab­schlie­ßend ge­klärt, es wird aber heut­zu­ta­ge in sei­ner Über­zo­gen­heit zu­meist mit ei­nem deut­li­chen Au­gen­zwin­kern zi­tiert.

Der schwe­di­sche Kom­po­nist Chris­to­fer Elgh (*1969) ver­ton­te für sei­ne Oper „Va­le­rie‘s Voice“ aus­ge­wähl­te Pas­sa­gen des Ma­ni­fests für So­pran und E-Gi­tar­ren. Die E-Gi­tar­ren sind hier so­wohl als Phal­lus­sym­bol, als auch als Waf­fe zu ver­ste­hen. Letz­te­res zeigt sich auch in der Mu­sik, wo es teil­wei­se zu ei­nem wah­ren Kampf zwi­schen Sän­ge­rin und In­stru­men­ta­lis­ten kommt. Die Stü­cke be­inhal­ten zum gro­ßen Teil nur ei­nen oder zwei Sät­ze Text, der je­doch stän­dig in leicht ab­ge­wan­del­ten mu­si­ka­li­schen Va­ria­tio­nen wie­der­holt wird. Wir wer­den ein­ge­la­den, die Welt durch die Au­gen von Va­le­rie So­la­nas zu se­hen: Von der Mo­no­to­nie des für eine Frau in den 1950er Jah­ren vor­ge­se­he­nen Le­bens bis hin zu der hilf­lo­sen, un­ter­drück­ten Ge­walt­be­reit­schaft ei­ner Frau, die nicht in die Ge­sell­schaft passt.

Die­se Ge­walt­be­reit­schaft brach sich bei Va­le­rie So­la­nas schließ­lich Bahn, und sie wur­de be­rühmt und be­rüch­tigt als die Frau, die Andy War­hol an­ge­schos­sen hat.

(The­re­sa Bub)