Musikalisches Selbst­konzept

Das musikalische Selbstkonzept war Gegenstand einer Studie, welche ein kleines Forschungsteam an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main von 2008-2010 unter der Leitung von Prof. Dr. Maria Spychiger (Professur Empirische Musikpädagogik, Fachbereich 2) durchgeführt wurde. Das Projekt war mit dem Beitrag Nr. 100013-116208 vom Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung drittmittelfinanziert. 

Die Untersuchungen gingen von einem mehrdimensionalen Modell des musikalischen Selbstkonzeptes aus, welches im Rahmen einer ersten Studie anhand von Interviewdaten überprüft und angepasst wurde. 

Mit diesem Bezug und anhand der Aussagen von 79 Interviewees unterschiedlicher Grade musikalischer Bildung und Aktivität, Altersgruppen und mit variablem beruflichem und sozio-ökonomischem Hintergrund, wurde in einer zweiten Studie ein Fragebogen entwickelt, die musikalischen Selbstkonzeptskalen. Die Grundfrage „Wer ich bin und was ich kann im musikalischen Bereich“ ist mit Aussagen, die anhand einer vierstufigen Skala eingeschätzt werden müssen, für verschiedene Lebensbereiche konkretisiert. Das Messinstrument ist für Jugendliche und Erwachsene konzipiert und kann zu Forschungs- und Diagnosezwecken in zwei Versionen verwendet werden, je nachdem ob es sich um aktiv musizierende Personen (63 Items) oder um Musikhörerinnen und –hörer (42 Items) handelt. 

Der Fragebogen wurde auch in die chinesische und die französische Sprache übersetzt. Er wird z. Zt. in einer vergleichenden Studie zwischen der Schweiz und China an einer großen Stichprobe eingesetzt (initiiert durch die der Musikhochschulen Luzern und Genf. Kontakt und Information: suse.petersen@hslu.ch). 

Es ist ebenso didaktisches Interesse wie pädagogische Verantwortung, musikalische Bildung so auszuführen, dass der Musikunterricht und die musikalische Betätigung der Kinder und Jugendlichen die Entwicklung ihrer musikalischen Selbstkonzepte befördert. Gute Selbstkonzepte sind Grundlage der kulturellen Teilhabe und eines selbstbestimmten musikalischen Lebens. Ab Frühling 2014 ist die Thematik der Unterrichtsgestaltung und pädagogischen Interaktion mit Blick auf die Entwicklung des musikalischen Selbstkonzeptes Gegenstand fachlicher Auseinandersetzungen und neuer Arbeiten an der Professur der Projektleiterin.

Literaturhinweise

Kurzdarstellung Musikalische Selbstkonzeptskalen

Eine Zusammenfassung des Projektes und der Fragebogen selbst findet sich in mehreren Publikationen. Für eine gut zugängliche Version siehe oben: Kurzdarstellung Musikalische Selbstkonzeptskalen. 

Die ausführlichste Darstellung findet sich im abschließenden Forschungsbericht. Er kann bei maria.spychiger@hfmdk-frankfurt.de als pdf-Dokument angefordert werden. 

Spychiger, Maria (2010). Das musikalische Selbstkonzept. Konzeption des Konstrukts als mehrdimensionale Domäne und Entwicklung eines Messverfahrens. Schlussbericht an den Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der Wissenschaften. Frankfurt a.M.: Hochschule für Musik und Darstellende Kunst, Fachbereich 2.

Selbstkonzepte sind wesentliche Prädiktoren domänspezifischen Verhaltens und Befindens und mit dem Motivationssystem verbunden. Wir haben parallel zur Studie des Schweizerischen Nationalfonds im Rahmen anderer Projekte, insbesondere der wissenschaftlichen Begleitung eines Singeprojekts der Städtischen Schulen in Frankfurt am Main, auch ein Messeverfahren zur Erhebung musikalischer Selbstkonzepte von Kindern entwickelt (der „Primacanta-Fragebogen“, vgl. dazu Spychiger, Maria & Aktas, Ulas (2011). Primacanta – Jedem Kind seine Stimme. Eine Intervention in 3. und 4. Klassen. Erster Zwischenbericht über die wissenschaftliche Begleitung. Frankfurt a.M.: Hochschule für Musik und Darstellende Kunst). 

Das Messinstrument für Erwachsene ist als Musical Self-concept Inquiry (MUSCI) auch in englischer Sprache verfügbar, vgl. Spychiger, Maria (im Druck). Musical identitiy and musical self-concept. Erscheint in: D.J. Hargreaves & R. MacDonald & D. Miell (eds.): The Oxford Handbook on Musical Identity. Oxford: Oxford UP.

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