Komponieren mit Schulklassen

Erweiterte Analysen über die Fragebogendaten aus der wissenschaftlichen Begleitung des Response-Projektes anhand von Daten aus drei Staffeln

Response
(Foto: Laura Brichta)

Projektbeschreibung und Forschungsfragen

Das Forschungsvorhaben nimmt einen Ausschnitt der wissenschaftlichen Beglei­tung des Kompositionsprojekts Response in den Blick, der außerhalb der in den drei Staffeln untersuchten spezifisch musikpädagogischen Fragestellungen liegt: Es geht um die Längsschnitt-Untersuchung anhand der Fragebogendaten aus dem mixed-methods Design. Im Fokus stehen dabei die Gelingensfaktoren des Projekts aus der Perspektive der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler.

Die genannte Teiluntersuchung hat einen evaluativen Charakter. In die­sem Fall handelt es sich um eine sogenannte geschichtete Stichprobe: Die Messwiederholung wird mit dem gleichen Messin­strument am gleichen Untersuchungsgegenstand durchgeführt, jedoch mit jeweils neuen Teilnehmenden (bzw. Schulklassen). Es liegen Daten aus den drei erwähnten Response-Staffeln vor; sie erfolgten im Winter 2019-20, Sommer 2022 und Som­mer 2024. Die für die Auswertung erkenntnisleitenden Fragen lauten:

  • Welche Faktoren sind für das Gelingen über die drei Response-Staffeln hinweg wichtig?
  • Gibt es ggf. zwischen den drei Stichproben Unterschiede?
  • Welche Zusammenhänge können aus dem Datenmaterial zur Erklärung von Unter­schieden zwischen internen Teilpopulationen eruiert werden (u.a. Alters- bzw. Stufen­unterschiede, genderbezogene Unterschiede)

Bei allen Messungen wird der Fragebogen jeweils zu Beginn und zum Ende der Intervention mit den meisten oder allen der teilnehmenden Schulklassen durchgeführt.

 

Hintergrund: Schulprojekt Response der HfMDK

Das Schulprojekt Response findet alle zwei Jahre in Hessen und Thüringen statt und wird seit 2009 durch die HfMDK Frankfurt/a.M. in Kooperation mit der Alten Oper Frankfurt und dem Hessischen Kultusministerium durchgeführt. Ziel des Projektes ist es, dass Schulklassen mittels einer eigenen Kompositionen Neuer Musik begegnen, ein Referenzwerk aus der Neuen Musik kennenlernen und mit ihrem eigenen Werk auf dieses antworten. Für die Durchführung ist neben der Lehrperson ein Team bestehend aus einem Komponisten/einer Komponistin und einem Instrumentalisten/einer Instrumentalistin verantwortlich, welches im Rahmen des Mu­sikunterrichtes für ca. sechs Doppelstunden die Schüler:innen in der Entwicklung eigener Kom­positionen unterstützt. Am Ende der Projektphase werden die Kompositionen im Rahmen ei­nes Konzerts in der Alten Oper in Frankfurt a.M. aufgeführt.

Durchführung

Das Forschungsprojekt nutzt die Daten der wissenschaftlichen Begleitung des Response-Projektes aus der ersten Staffel 2019-20 (für einen Überblick siehe, Spychiger, Wilke & Hübsch, 2022a), der zweiten Staffel 2022 sowie der Staffel 2024. Die Daten aus der ersten Staffel konnten bereits im Jahr 2021 in einem Forschungsprojekt im Rahmen der Förderlinie „Forschung an der Kunsthochschule“ hinsichtlich der Gelingensfaktoren ausge­wertet werden. Durch die Auswertung der Daten aus der zweiten und dritten Staffel sollen die Ergebnisse aus dem vorangegangenen Forschungsprojekt mit den weiteren Ergebnissen im Längsschnitt erweitert und differenziert werden.

  1. Datenerhebung und Nutzung bereits erhobener Daten

Die wissenschaftliche Begleitung hat das Ziel, Fachwissen im Bereich des voraussetzungslosen und nicht schriftbasierten Komponierens mit Kindern und Jugendlichen zu generieren. Dazu ist ein mixed-methods design im Einsatz, in dessen Rahmen videografische Aufzeichnungen, Schülerbriefe, Fragebögen und Interviews durchgeführt wurden. Während in der wissenschaft­lichen Begleitung Tiefen­analysen von Kompositionsprozessen insbesondere anhand von Vi­deodaten und Schülerbriefen aufgenommen wurden, können mit den Fragebogendaten – wie bei dem vor drei Jahren beantragten Projekt – innerhalb dieses Forschungsprojektes auch Ge­lingensbedingungen eru­iert werden.

Julia Wieneke (2016) führt in ihrer Publikation über Kompositionsprojekte an Schulen sieben Rahmenbedingungen an, die das Gelingen beeinflussen: Kooperationen, Organisationsstruk­tur, Finanzierung, Öffentlichkeit, Metakommunikation, Team (-bildung) und Zeit (ebd., S. 134). Da es sich beim Response-Projekt um eine seit etlichen Jahren etablierte Einrichtung an der HfMDK handelt, werden Faktoren wie Organisationsstrukturen und Kooperationen eine eher untergeordnete Rolle in der Analyse der Fragebögen und Schülerbriefen spielen. Der Fokus des Forschungsvorhabens kann direkt auf Reaktionen und Beurteilungen besonders aus Sicht der Schüler:innen gelegt werden. Zu den Fragebogen-Ergebnissen können weiterführend auch die Videomaterialien und Schülerbriefe zur Triangulation beigezogen werden (vgl. Flick, 2019), um die Frage nach dem Gelingen von Response mit weiteren Informationen zu verbinden und an­zureichern.

  1. Methodische Anlage und Auswertung

Während in der wissenschaftlichen Begleitung der bisherigen Response-Staffeln vor allem die qualitativen Daten und Analysen im Mittelpunkt stehen, geht es bei dem Forschungsvorhaben primär um quantitative Daten und Auswertungs­methoden. Die schriftliche Befragung wurde in allen drei Staffeln je zu zwei Messzeitpunkten – kurz vor Beginn und gegen Ende des Response-Projektes – durchgeführt. Der Fragebogen ist sehr einfach und beansprucht nur wenige Minuten zum Ausfüllen; es werden motivationale Parameter wie Vorfreude, Erwartungen und voraussichtliches Engagement, am Schluss die tat­sächliche Zufriedenheit, das eigene Engagement, das Gefallen der erstellten Komposition und des Kompositionsprojekts allgemein erfragt, die Antworten werden 10-stufig skaliert. Hieraus lassen sich durch eine Aufschlüsselung nach Alter, Geschlecht und Schulform Zusammenhänge mit dem Gelingen des Response-Projektes finden.

Die Fragebogendaten werden mit Hilfe des open-source Statistikprogramms R zunächst frequenzanalytisch ausgewer­tet und deskriptiv dargestellt. Daraus entstehende Hypothesen werden mit Hilfe von inferenz­statistischen Methoden überprüft und anhand von SEM (Structural Equation Modeling) Strukturgleichungsmodelle erstellt, um Zusammenhangswissen und Theorie für das Gelingen von Response ableiten zu können.

Zu den Fragebogen-Ergebnissen können weiterführend auch die Videomaterialien und Schü­lerbriefe zur Triangulation beigezogen werden (vgl. Flick, 2019), um die Frage nach den Fakto­ren des Gelingens von Response mit weiteren Informationen zu verbinden, anzureichern und auszudifferenzieren. Für die Analyse der Schülerbriefe und Interviews wird die qualitative In­haltsanalyse nach Mayring (2022) angewendet, für die Videodaten diejenige nach Dinkelaker und Herrle (2009).

 

Ziele

Die Ausweitung der Stichproben wird es erlauben, zeitlich überdauernde und über die Popu­lationen hinweg stabile Faktoren herauszuarbeiten, die für das Gelingen von Kompositionspro­zessen mit Schulklassen essenziell sind. Dabei geht es wie bereits angedeutet um schülernahe Variablen. Die Rahmenbedingungen sind beim Response-Projekt mit der gut erprobten und bewährten An­lage bereits kontrolliert und auf einem hohen Niveau erfüllt.

 

Ausblick

Mit Projektabschluss werden fortlaufende Entwicklungen ergänzt und die abschließenden Ergebnisse bereitgestellt.

Maria Spychiger