Symposium TAB6: ZUgeHÖREN

Logo des Symposiums The Artist's Body 6
(Foto: State Design Consultancy)

Nach gut eineinhalb Jahren einer Pandemie, in der social distancing notwendig war und für manche sogar zu einer Frage des Überlebens wurde, fragen wir uns, ob und was davon bleiben wird.

Wie sehr konnten sich die nicht vollzogene Umarmung oder der Schritt zurück beim Miteinandersprechen in unsere Leiber, in unseren Alltag und in unsere Kultur einschreiben? Oder sind die alten Gewohnheiten von Annäherung und Distanzierung, die Bedürfnisse nach dem dynamischen Wechselspiel zwischen Berührung und Abstandhalten doch stärker als die neu eingeübten Rituale?

Für manche war es eine Erleichterung nicht immer die Hand zur Begrüßung geben zu müssen oder jede Lehrveranstaltung in Präsenz zu vollziehen. Andere erlebten die Maßnahmen als Qual und Belastung.

Vom Zuhören zum ZuGEhören

Deshalb wollen wir im nächsten TAB Symposium zuhören und fokussieren dabei darauf, wie Zuhören dazu beiträgt, Stimmiges von Unstimmigem im eigenen Körper aber auch zwischen unterschiedlichen Körpern zu unterscheiden. Wir wollen untersuchen, wie Zugehörigkeit aus diesen Verhältnissen entsteht: zu uns selbst wie zu anderen und zwischen dem, was stimmt, und dem, was unstimmig bleibt und vielleicht trotzdem produktiv wird.

Termine

Fr
26.11.
Sa
27.11.

Wir sind neugierig anzuschauen, wie in einem Raum versammelte Leiber diesen durch und in Bewegung atmosphärisch und (selbst-)organisatorisch erst herstellen. Wir wollen verstehen, wie Selbstsorge um den eigenen Körper oder um die eigene Stimme und die Teilnahme und -habe an Community miteinander verknüpft sind.

Im Gesang und auch im Sprechen spricht man von Einstimmen. Instrumentalist*innen suchen eine dynamische Verbindung zwischen Körper und Instrument, das sie immer wieder stimmen. In der zeitgenössischen Performance wird Warmup oft auch als tuning the body oder tuning-in bezeichnet. Alle spüren ihre Körper propriozeptiv, also mit einem inneren Tastsinn eigenwahrnehmend, aber auch in Berührung zu einem Instrument oder anderen menschlichen Körpern tastend. Wir hören die Klänge der Stimmen und der Instrumente, wir sehen die Rhythmen der Bewegungen und verknüpfen dies alles zu Mustern des zugehörens.

Lectures, Panels, Gespräche und Workshops

In Lectures, Panels, Gesprächsrunden und Workshops sollen Aspekte und Praktiken des Zuhörens, des Ein- und des Abstimmens individueller und kollektiver Körper in Bewegung vorgestellt, ausprobiert und vor dem Hintergrund einer langsam abebbenden Pandemie mit all ihren Einschränkungen im Zusammenleben reflektiert werden.

Freitag, 26. November

Freitag, 26. November

13:00 – 13:15 Uhr

ERÖFFNUNG, Kleiner Saal

13:15 – 14:00 Uhr

BODY TALK 1: Impulsreferat von Angelika Schwarz, Kleiner Saal

So­zia­le Di­stanz – Ge­schich­te und Ge­gen­wart von Be­rüh­rungs­öko­no­mi­en

Social Distancing – so lautet die Formel, auf die sich der pandemische Alltag in kürzester Zeit umstellen musste. In der öffentlichen Debatte gerät jedoch häufig aus dem Blick, dass damit nicht nur ein Phänomen der Gegenwart bezeichnet wird. Der Vortrag möchte auf diese Leerstelle in Form einer Kulturgeschichte der sozialen Distanz antworten und damit das Verständnis dieses Phänomens um eine historische Perspektive erweitern.
Zur Sprache kommen Szenen der Hygiene und Krankheitsprävention aus dem 18. und 19. Jahrhundert, die den Körper in eine häusliche, sozial distanzierte Lebensform eingeübt haben und dabei eine Brücke zur gegenwärtigen Realität in der Corona-Pandemie schlagen.

Angelika Schwarz lebt in München und hat dort Soziologie, Philosophie und Politikwissenschaften studiert. Seit 2019 lehrt und forscht sie am Institut für Soziologie der TU Darmstadt zum Themenspektrum der Soziologischen Theorie. Aktuell arbeitet sie an ihrem Promotionsprojekt, das sich mit Kulturtechniken der Distanzierung beschäftigt.

14:15 – 16:15 Uhr

BODY WORK 1__Self Care

Vier parallel stattfindende Workshops in unterschiedlichen Räumen:

16:15 – 16:45 Uhr

PAUSEngespräche, Kaffeetheke im Foyer

16:45 – 17:15 Uhr

BODY TALK 2: Andreas Burzik, Kleiner Saal

Die Zer­brech­lich­keit des Kör­pers und der See­le im künst­le­ri­schen Schaf­fen

In seinem Vortrag greift Andreas Burzik auf seine Praxis als Musiker, Musiklehrer und körperorientierter Psychotherapeut zurück und beleuchtet die vielschichtigen Probleme beim künstlerischen Üben und Schaffen. Er skizziert psychische und soziale Zusammenhänge und zeigt mögliche  Lösungswege auf.

Andreas Burzik ist Diplompsychologe und ausgebildeter Geiger. Neben seiner Vortrags-, Seminar- und Unterrichtstätigkeit arbeitet er als Psychotherapeut in eigener Praxis mit den  Schwerpunkten psychologische Beratung von Musikern, Coaching, Auftrittstraining und Körperpsychotherapie. Zahlreiche Veröffentlichungen in internationalen Fachzeitschriften, 2007-2016 Mentaltrainer der Orchesterakademie des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, München.

17:15 – 18:45 Uhr

World Café zum Thema des BODY TALK 2  mit Martin Nachbar

Ausgehend von Andreas Burziks Vortrag „Die Zerbrechlichkeit des Körpers und der Seele im künstlerischen Schaffen“ fokussiert das sich anschließende World Café auf Fragen rund um die körperliche und seelische Zerbrechlichkeit im künstlerischen Studium. In Kleingruppen werden Erfahrungen und womöglich auch Lösungen diskutiert, die am Ende im Gremium vorgestellt werden. Da an einer Hochschule Zerbrechlichkeit oftmals entlang der Verwerfungslinien von Machtstrukturen, Köperbildern und Übestrategien verlaufen, werden Studierende und Dozierende der HfMDK getrennt diskutieren. Aus diesen Schutzräumen heraus entscheidet jede Gruppe, was letztlich im größeren Rahmen geteilt werden soll.

19:00 Uhr

Premiere Screening  IM UNTERGRUND_BACH CELLO SUITEN, Kleiner Saal

IM UNTERGRUND ist gedacht als Choreographische Werkstatt und eröffnet Begegnungen von Tanz & Musik im öffentlichen Raum.

Studierende des 3. Jahres BAtanz entwickelten im Kompositionsunterricht Choreographien zu einzelnen Sätzen aus J.S. Bachs Violoncello-Suiten, die von Studierenden der Violoncello-Klasse von Prof. Jan Ickert interpretiert werden. 

Choreographie/Tanz Ariadni Agnanti, Alice Brunner, Alexandros Karampatsakis, Eunbin Kim, Ian Kim, Lucy May, Antonia Selow, Valeria Schulz, Clara Valdera Barbero, Philipp Tarassenko, Polina Zhukova
Violoncello Lara Jakobi, Lucia Falcioni, Sophie-Charlotte Rees, Clara Franz, Jonas Campos-Siebeck, John Mackenroth, Jonas Klepper, Rémi Wjuniski
Coaching Jan Ickert, Dieter Heitkamp
Raumkozept Dieter Heitkamp
Video Tadas Almantas

Samstag, 27. November

Samstag, 27. November

9:00 – 9:45 Uhr

Tuning in WARM UP Hear – Here/Hier
mit Dieter Heitkamp
Raum A013

Den Körper und die Sinne aufwärmen.
Klangkörper, Körperklang, Klangraum, Raumklang, Körperraum, Raumkörper
Sound & Motion | inner sound | breathing sound/voice | sound with body | sound with body & environment.

Dieter Heitkamp ist seit 2001 Professur für Zeitgenössischen Tanz an der HfMDKEr ist Direktor der Tanzabteilung. Seine künstlerische Arbeit zeichnet sich durch eine konsequente Bewegungsforschung aus, die Kommunikationsmöglichkeiten im / über / durch Tanz im Kontext des sozialen gesellschaftlichen Umfeldes untersucht. Dabei verbindet er theoretische Aspekte mit physischer Praxis, schreiben mit choreographieren und erzeugt Bild- Klang- Möglichkeitsräume.

10:00 – 10:45 Uhr

BODY TALK 3: Stephanie Thiersch, Kleiner Saal

Wir - Verschiebungen

Die Choreografien von Stephanie Thiersch arbeiten mit der Vermischung der Genres auf der Suche nach Verständigung. Mit ihrer Kompanie MOUVOIR entwickelt sie interdisziplinäre Bühneninszenierungen und Performances, die Prozesse der Vergemeinschaftung von Körpern verhandeln und Mechanismen gesellschaftlicher Zusammenkünfte reflektieren. Künstlerische Allianzen und Gastgeberschaft sieht die Kompanie als Teil ihrer choreografischen Strategie. Musik und Musiker:innen werden in den choreografischen Prozess miteinbezogen und zusammen wird die Idee verfolgt, eine gemeinsame Partitur zu entwerfen. Eine enge Zusammenarbeit verbindet MOUVOIR seit einigen Jahren mit Musiker:innen, wie dem Asasello Quartett, der Komponistin Brigitta Muntendorf, dem Orchester Les Siècles, DJ Elephant Power und weiteren.

11:00 – 13:00 Uhr

BODY WORK 2__Critical Community

Vier parallel stattfindende Workshops in unterschiedlichen Räumen:

13:00 – 14:00 Uhr

PAUSEngespräche_HANG OUT, Kaffeetheke im Foyer

14:00 – 14:45 Uhr

BODY TALK 3: Panel-Diskussion, Kleiner Saal

Mit Angela Guerreiro, Joy Mariama Smith und Amelia Uzategui Bonilla.

This conversation starts with the question, how each of them  interprets and implements somatics in the contexts/identities in which they move within.

15:00 – 17:00 Uhr

BODY WORK 3__ Living Community

Vier parallel stattfindende Workshops in unterschiedlichen Räumen:

17:00 – 17:15 Uhr

kurze Pause

17:15 – 18:00 Uhr

ABSCHLUSS ZUgeHÖREN Feedback mit Susanne Triebel, Tanzabteilung

Nach zwei intensiven Tagen des Austausches und Arbeitens wollen wir Raum geben für Eindrücke und Erlebnisse des Symposiums. In einer Feedbackrunde blicken wir zurück auf die individuellen und kollektiven Themen und schauen gemeinsam in die Zukunft, welche Begriffe und Bedingungen für die künstlerische Ausbildung an der HfMDK mehr in den Fokus gerückt werden müssten. 

Workshop-Anmeldung

Workshop-Anmeldung

Im Rahmen des Symposiums THE ARTIST'S BODY 6 - ZUgeHÖREN finden drei Workshop-Blöcke statt. Innerhalb dieser Blöcke bieten wir jeweils vier parallel stattfindende Workshops an.

Sie können sich für je einen Workshop pro Block anmelden. Anmeldeschluss ist der 22. November 2021.

Begleitprogramm

Begleitprogramm

Begleitende Filminstallation / Video Showings: Evelyn Glennie „Touch the Sound“.

Amelia Uzategui tanzt
Amelia Uzategui(Foto: David Poertner)

Fragen & Kontakt

Fragen & Kontakt

Fragen & Kontakt

Anmeldungen und Fragen zum Symposium gerne an:

tab@orga.hfmdk-frankfurt.de

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