Fatal Women – Zwei Opern, vier Frauen, acht Schicksale
Mit dem Szeneprojekt präsentiert der Masterstudiengang Musiktheater im Sommersemester 2025 eine Opernproduktion, die hinter die Fassaden schaut: In eine Welt voller Geheimnisse, Wunschvorstellungen, Leidenschaft und verhängnisvoller Entscheidungen – mit zwei packenden Einaktern.
Auf dem Programm stehen:
- „Le Pauvre Matelot“ von Darius Milhaud – ein psychologisches Kammerspiel über Heimkehr, Sehnsucht und Loyalität
- „The Old Maid and the Thief“ von Gian Carlo Menotti – eine schwarzhumorige Parabel auf Moral, Begehren und bürgerliche Fassade
Die Werke wurden zunächst musikalisch intensiv vorbereitet, begleitet von Gesangsdozent*innen, Korrepetitor*innen und im Ensembleunterricht. Anschließend folgte ab dem 22. April eine siebenwöchige szenische Probenphase, die in drei Aufführungen mit Orchester mündet.
Der Franzose Komponist Darius Milhaud und der Amerikaner Giancarlo Menotti betraten Neuland, als sie in den 20er und 30er Jahren der jahrhundertealten Dame „Oper“ zwei weitere Kapitel hinzufügten: „Eine Beschwerde“ nennt Jean Cocteau im Untertitel die gerade einmal halbstündige Kammeroper „Le pauvre matelot“, um dann ein verhängnisvolles Spiel aus Ängsten und Wünschen um geleugnete Identität vor uns auszubreiten. Die verschobene Wahrnehmung der beteiligten Personen findet ihr klingendes Äquivalent in den polytonalen Klangwelten Milhauds, das exotische Setting hallt wieder in den lateinamerikanischen Rhythmen und Melodien.
Der von frühen Erfolgen verwöhnte Menotti präsentiert mit „The old Maid and the thief“ eine der ersten Radio-Opern, erst später wurde das etwa einstündige Werk für die Bühne adaptiert. Auch hier dominieren Sehnsüchte und Wahnvorstellungen den Blick auf die Realität und bewirken skurrile Zuspitzungen.
Doch sind es allein die Frauen, die den Nornen gleich, hier die Schicksalsfäden spinnen, wie unser Übertitel es heraufbeschwört? „Così fan tutte 2.0“? Nein, acht Schicksale sind es, die in je ihrer Weise auf das Leben der anderen einwirken, diese beflügeln und behindern und zu einem Spiel beitragen, das der Dramatiker Friedrich Dürrenmatt einmal so zusammenfasste: „Eine Geschichte ist dann zu Ende gedacht, wenn sie ihre schlimmst mögliche Wendung genommen hat.“
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen ein fatales Vergnügen!
Günther Albers