Ein Virtuose auf Augenhöhe: Willkommen, Lars Anders Tomter
„In der Streicherwelt gibt es heute nur wenige, die so erfahren und so bekannt sind wie Lars Anders Tomter – das wusste ich natürlich, als ich ihn vor einigen Jahren zum ersten Mal traf. Der Zufall hatte uns zusammengeführt, wir spielten beim Festival Sonoro in Bukarest gemeinsam in einem Ensemble, er hat mich sofort beeindruckt: Lars Anders Tomter ist in so vieler Hinsicht ein außergewöhnlicher Künstler.
Auf seiner Bratsche bringt er einen exzellenten, schönen, im Wortsinn wunderbaren Sound hervor. Gleichzeitig ist ihm alles Bestimmende, Erhabene fremd: Lars Anders Tomter sucht immer die Augenhöhe, ist uneingeschränkt kollegial. Mit ernstem Gesicht um die richtige Interpretation einer Melodie zu ringen, kommt bei ihm nicht vor. Stattdessen hört er weiter aufmerksam zu, bleibt ruhig, zugewandt, großzügig. Nicht nur einmal erlebte ich, wie er innerhalb des Ensembles sofort für eine entspannte Atmosphäre sorgte. Für mich ist es auch deshalb eine große, gute Nachricht: Zum Sommersemester wird er Vertretungsprofessor für Bratsche an der HfMDK – herzlich willkommen!
Lars Anders Tomter wurde 1959 in Hamar in Norwegen geboren und debütierte mit 17 auf zwei Instrumenten zugleich, auf einer Violine und einer Bratsche. Er studierte in Oslo, später in Bern, hatte schnell Erfolg bei Wettbewerben und konnte genauso schnell als Bratschenvirtuose sein internationales Publikum überzeugen. Dass ihn das britische Musikmagazin „The Strad“ einst als „The Giant of the Nordic Viola“ vorstellte, erklärt sich von selbst: Als Solist, im Orchester und bei Kammermusikprojekten spielte er in den renommiertesten Häusern der Welt, reiste nach New York und Wien, von London über Amsterdam bis Madrid. Dazu hat er parallel stets viel unterrichtet, unter anderem als Professor an der Musikhochschule Oslo und der Royal Danish Music Academy in Kopenhagen.
Nun führen ihn seine Wege nach Frankfurt, künftig wird er die HfMDK bereichern – ich bin mir sicher, dass die Studierenden sehr von ihm profitieren werden. Ihn aus der Nähe kennenzulernen, ihm zuzuhören, seine Technik nachvollziehen und mit ihm reden zu können: Das kann gar nicht anders als gut werden.“
Erik Schumann ist Professor für Violine und stellvertretender Ausbildungsdirektor im Fachbereich 1, Künstlerische Instrumentalausbildung. Er ist Primarius des Schumann Quartetts.
Dieser Text erschien ursprünglich in unserem Magazin Frankfurt in Takt, Ausgabe 2021-01.