Lukas Euler im Interview

Lukas Euler mit verschwommener Orgel im Hintergrund
(Foto: Christa Daum)
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„Der Kir­chen­mu­sik­be­ruf ist aus mei­ner Sicht in­so­fern ein­zig­ar­tig, da man un­glaub­lich viel ge­stal­ten kann und auf gleich­zei­tig auf vie­len Tä­tig­keits­fel­dern ak­tiv ist. Or­gel­spiel, Chor- und En­sem­ble­lei­tung, Mu­sik­ver­mitt­lung – man kann sich ver­wirk­li­chen und gleich­zei­tig Men­schen mit und durch Mu­sik ver­bin­den.“

Lu­kas Eu­ler un­ter­rich­tet seit dem Win­ter­se­mes­ter 2023/24 Or­gel­li­te­ra­tur­spiel als Gast­pro­fes­sor in Form ei­ner ne­ben­be­ruf­li­chen Teil­zeit­pro­fes­sur. Im In­ter­view mit den Kir­chen­mu­sik-Stu­den­tin­nen Char­lot­te Vi­tek und Son­ja Karl er­zählt er über sich, sei­ne Lei­den­schaft für die Or­gel und sei­ne ers­te Wo­chen im Aus­bil­dungs­be­reich.

Wie bist Du zum Or­gel­spie­len ge­kom­men?

Ich habe zu­nächst mit sechs Jah­ren an­ge­fan­gen, Kla­vier zu ler­nen. Mit dem Wech­sel auf das Gym­na­si­um habe ich dann Cel­lo als Zweit­in­stru­ment ge­wählt. Über mei­nen da­ma­li­gen Mu­sik­leh­rer am Gym­na­si­um Haß­loch, Ul­rich Losch­ky, der auch Or­ga­nist war (er hat­te u. a. bei Hel­mut Wal­cha an un­se­rer Hoch­schu­le stu­diert), wur­de ich auf die Or­gel auf­merk­sam. Nach ei­ner ers­ten „Schnup­per­stun­de“ war ich so fas­zi­niert, dass ich di­rekt mit dem Or­gel­un­ter­richt star­te­te und we­ni­ge Mo­na­te spä­ter mei­ne ers­ten Er­fah­run­gen im Got­tes­dienst­spiel sam­meln durf­te. Ich habe die kir­chen­mu­si­ka­li­sche C-Aus­bil­dung bei Be­zirks­kan­tor Si­mon Rei­chert in Neu­stadt/Wein­stra­ße ab­sol­viert und war an­schlie­ßend bis zu mei­nem Ab­itur Jung­stu­dent mit Haupt­fach Or­gel an der Mu­sik­hoch­schu­le Frei­burg.

Wel­che*r Kom­po­nist*in oder wel­ches Werk in­spi­riert Dich?

Mein größ­tes Idol ist ohne Zwei­fel Jo­hann Se­bas­ti­an Bach. Seit ich Or­gel spie­le be­glei­tet mich sei­ne Mu­sik ei­gent­lich je­den Tag. Wenn ich mich auf ein Lieb­lings­werk von Bach be­schrän­ken müss­te, wür­de ich mich wahr­schein­lich für „Prä­lu­di­um und Fuge Es-Dur“ BWV 552 aus dem Drit­ten Teil der Cla­vier­übung ent­schei­den. Mich fas­zi­nie­ren aber auch die Kom­po­nis­ten Max Re­ger und Sig­frid Karg-Elert. Eine ganz an­de­re In­spi­ra­ti­ons­quel­le ist für mich das Or­gel­werk des fran­zö­si­schen Kom­po­nis­ten Jean-Lou­is Flo­rentz (1947-2004). Ich kann nur je­dem wärms­tens emp­feh­len, die­se Mu­sik zu hö­ren und zu spie­len – es ist un­glaub­lich.

Was ist dein per­sön­li­cher Schwer­punkt beim Un­ter­rich­ten?

Mein Ziel beim Un­ter­rich­ten ist es, jede*n Stu­die­ren­de*n in­di­vi­du­ell bei sei­ner/ih­rer mu­si­ka­li­schen Ent­wick­lung und auf dem Weg von der Schu­le über das Stu­di­um bis in den Be­ruf zu be­glei­ten. Im Un­ter­richt ist es mir wich­tig, über die viel­sei­ti­gen As­pek­te des Mu­si­zie­rens, über In­ter­pre­ta­ti­on, Re­gis­trie­rung und Auf­füh­rungs­pra­xis ins Ge­spräch zu kom­men. Das streift auch ge­le­gent­lich Be­rei­che wie Theo­lo­gie, Ge­schich­te und Phi­lo­so­phie. Wich­tig ist es mir aber auch, über gute und ef­fi­zi­en­te Übe­an­sät­ze zu spre­chen und auch ge­mein­sam zu Üben. Als Or­ga­nist*in hat man das Pri­vi­leg, im­mer wie­der neue In­stru­men­te ent­de­cken zu dür­fen. Oft muss man sich da schnell zu­recht­fin­den. Hier möch­te ich ger­ne an­set­zen und z.B. bei der Vor­be­rei­tung auf Kon­zer­te oder sons­ti­ge Vor­spiel­si­tua­tio­nen Per­spek­ti­ven auf­zei­gen.

Was machst Du, wenn Du nicht Or­gel spielst?

Die Mu­sik nimmt na­tür­lich ei­nen sehr gro­ßen Teil in mei­nem Le­ben ein. Wenn ich nicht selbst mu­si­zie­re, gehe ich lei­den­schaft­lich ger­ne in Kon­zer­te oder in die Oper. Ab und zu brau­che ich aber auch ein­mal die Stil­le. Ich bin sehr ger­ne in der Na­tur un­ter­wegs und das zu je­der Jah­res­zeit – vor al­lem in mei­ner Pfäl­zer Hei­mat.

Wor­auf freust Du Dich am meis­ten in un­se­rem Aus­bil­dungs­be­reich?

Ich freue mich auf vie­le Be­geg­nun­gen, span­nen­de Pro­jek­te und auf das ge­mein­sa­me Ent­wi­ckeln von Ide­en und Vi­sio­nen für un­se­re kir­chen­mu­si­ka­li­sche Aus­bil­dung jetzt und in der Zu­kunft. Ich freue mich auf un­se­re Vor­trags­aben­de, Kon­zer­te und das ge­mein­sa­me Er­le­ben von Mu­sik.

Wie hast Du Dei­nen Start als Gast­pro­fes­sor er­lebt?

Schon bei mei­ner Be­wer­bungs­vor­stel­lung auf die Gast­pro­fes­sur habe ich die At­mo­sphä­re im Aus­bil­dungs­be­reich als sehr kol­le­gi­al und of­fen er­lebt. Und das hat sich in mei­ner ers­ten Un­ter­richts­wo­che ge­nau­so fort­ge­setzt. Ich freue mich auf un­ser ge­mein­sa­mes Ar­bei­ten.

Was ist das Schöns­te am Be­rufs­bild Kir­chen­mu­sik?

Der Kir­chen­mu­sik­be­ruf ist aus mei­ner Sicht in­so­fern ein­zig­ar­tig, da man un­glaub­lich viel ge­stal­ten kann und gleich­zei­tig auf vie­len Tä­tig­keits­fel­dern ak­tiv ist. Or­gel­spiel, Chor- und En­sem­ble­lei­tung, Mu­sik­ver­mitt­lung – man kann sich ver­wirk­li­chen und gleich­zei­tig Men­schen mit und durch Mu­sik ver­bin­den. Wenn ich mich mit Freun­den und Kol­le­gen, die in an­de­ren Be­ru­fen un­ter­wegs sind, un­ter­hal­te, stel­le ich im­mer wie­der fest, wie vie­le Frei­hei­ten und per­sön­li­che Ge­stal­tungs­mög­lich­kei­ten der Kir­chen­mu­sik­be­ruf mit sich bringt. Zu­gleich ist der Kir­chen­mu­sik­be­ruf si­cher und es wer­den in den kom­men­den Jah­ren sehr vie­le Stel­len frei.

War­um soll­te man, Dei­ner Mei­nung nach, an der HfMDK Kir­chen­mu­sik stu­die­ren?

Weil man hier sehr krea­tiv und viel­sei­tig ar­bei­ten kann und durch die vie­len (auch fach­rich­tungs­über­grei­fen­den) Pro­jek­te in­spi­riert wird und im­mer wie­der Neu­es ent­de­cken kann.

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