Prof. Florian Lohmann im Interview

interview

Prof. Flo­ri­an Loh­mann wur­de zum Win­ter­se­mes­ter 2019/20 an die HfMDK be­ru­fen. Dort un­ter­rich­tet er eine Haupt­fach­klas­se Mas­ter Chor­lei­tung so­wie die Stu­die­ren­den der Kir­chen­mu­sik. Zu­dem lei­tet er den Hoch­schul­chor und den von ihm neu ge­grün­de­ten Kam­mer­chor der Hoch­schu­le. 

Im In­ter­view mit den Kir­chen­mu­sik-Stu­den­tin­nen Char­lot­te Vi­tek und Son­ja Karl er­zählt er über sich, sei­ne Lie­be zur Chor­mu­sik und die Frank­fur­ter Hoch­schu­le.

Wie bist du zum Chor­lei­ten ge­kom­men? 

Seit ich den­ken kann, sin­ge ich selbst in Chö­ren. So hat­te ich das Pri­vi­leg, vie­le un­ter­schied­li­che und in­spi­rie­ren­de Chor­lei­te­rin­nen und Chor­lei­ter ken­nen­zu­ler­nen. Ir­gend­wann, noch vor dem Stu­di­um, wur­de ich Stimm­bild­ner und As­sis­tent in ei­nem Lai­en­chor, den ich dann spä­ter auch über­nahm. So kam eins zum an­de­ren.

Was ist dir wich­tig als Chor­lei­tungs­pro­fes­sor?

Für den Un­ter­richt im Fach Chor­lei­tung ist mir ne­ben der Ver­mitt­lung des di­ri­gen­ti­schen, pro­ben­me­tho­di­schen und stimm­bild­ne­ri­schen Hand­werks wich­tig, viel­fäl­ti­ge Er­fah­rungs­mög­lich­kei­ten für Stu­die­ren­de zum Pro­ben und Di­ri­gie­ren zu schaf­fen und so die Ent­wick­lung der in­di­vi­du­el­len Mu­si­ker*in­nen­per­sön­lich­keit zu be­för­dern. Für die Chor­en­sem­bles der Hoch­schu­le möch­te ich eine gro­ße Viel­falt an­bie­ten - ein­mal von den Be­set­zun­gen her (vom so­lis­ti­schen Vo­kal­ensem­ble über den stu­den­tisch ge­lei­te­ten Stu­dio­Chor zum am­bi­tio­nier­ten Kam­mer­chor und dem gro­ßen Hoch­schul­chor); vor al­lem aber möch­te ich die wun­der­ba­re Viel­falt der Chor­li­te­ra­tur mit ih­ren Hö­he­punk­ten und Ra­ri­tä­ten des Re­per­toires den Mit­wir­ken­den nä­her­brin­gen, um ihre Neu­gier­de zu we­cken und um die Lust am ge­mein­sa­men Mu­si­zie­ren im Chor zu för­dern!

Wel­che*r Kom­po­nist*in und/oder wel­ches Werk in­spi­riert dich?

Mir fällt es schwer, ei­nem Werk den Vor­zug ge­gen­über an­de­ren zu ge­ben. Ich kann mich oft für Par­ti­tu­ren be­geis­tern, mit de­nen ich mich ak­tu­ell be­schäf­ti­ge, mo­men­tan ist das zum Bei­spiel der Eli­as von Men­dels­sohn.

Bachs h-Moll-Mes­se zum Bei­spiel ist für mich ein Werk, das mich be­son­ders in­spi­riert - auf­grund der struk­tu­rel­len Kom­ple­xi­tät, der sub­ti­len Wort-Ton-Be­zie­hung und sei­ner Klang­lich­keit ist es für mich wirk­lich das "Opus summum" des Bach'­schen Schaf­fens... Das Schö­ne am Be­ruf des Chor­lei­ters ist, sich im­mer mit wech­seln­den Kom­po­si­tio­nen aus­ein­an­der­set­zen zu dür­fen. So ent­deckt man im­mer wie­der Neu­es und Fas­zi­nie­ren­des, manch­mal auch erst auf den zwei­ten Blick.

Was machst du, wenn du nicht ge­ra­de ei­nen Chor lei­test oder un­ter­rich­test?

Die Be­schäf­ti­gung mit mei­nen Chö­ren und der Chor­lei­tung nimmt tat­säch­lich viel Raum ein, an­sons­ten bin ich ein Fa­mi­li­en­mensch und ver­brin­ge ger­ne Zeit mit mei­nen drei Kin­dern und mei­ner Frau. Wenn nicht ge­ra­de Lock­down ist, spie­le ich sehr gern Dop­pel­kopf mit Freun­den, auch im An­schluss an Pro­ben. Und wenn tat­säch­lich mal et­was mehr Zeit ist, fah­re ich ger­ne mit mei­ner Fa­mi­lie ans Meer.

Was ist das schöns­te am Be­rufs­bild Kir­chen­mu­sik? 

Das Be­rufs­bild bie­tet ab­wechs­lungs­rei­che Auf­ga­ben­fel­der und viel­fäl­ti­ge Pro­fi­lie­rungs­mög­lich­kei­ten, dar­über hin­aus ar­bei­tet man im di­rek­ten Kon­takt und Aus­tausch mit an­de­ren Men­schen und an ehr­wür­di­gen In­stru­men­ten. Ne­ben der Ge­stal­tungs­viel­falt ist es ein künst­le­ri­scher Be­ruf mit her­vor­ra­gen­den Aus­sich­ten auf eine Fest­an­stel­lung.

Was schätzt du an un­se­rem Aus­bil­dungs­be­reich? 

Die kol­le­gia­le und wert­schät­zen­de Art des Um­gangs mit­ein­an­der, so­wohl un­ter den Stu­die­ren­den als auch mit mei­nen aus­nahms­los wun­der­ba­ren Kol­leg*in­nen; ein in­ter­es­sier­tes und of­fe­nes Um­feld an der Hoch­schu­le, das in­ter­dis­zi­pli­nä­ren Aus­tausch mit an­de­ren Stu­di­en­gän­gen er­mög­licht und so zu span­nen­den künst­le­ri­schen Pro­jek­ten führt, so­wie die Ver­or­tung in der welt­of­fe­nen und grü­nen Stadt Frank­furt mit ih­ren her­aus­ra­gen­den Mu­se­en und Kul­tur­ein­rich­tun­gen und dem ge­sam­ten Rhein-Main-Ge­biet mit sei­ner viel­fäl­ti­gen Chor- und Or­gel­land­schaft.