Your study starts right here

news

Auch im di­gi­ta­len Zeit­al­ter ist eine rea­le Bi­blio­thek nö­tig. Am Re­gal zu „brow­sen“, er­mög­licht ei­nen selbst­kri­ti­schen Zu­gang zu Un­be­kann­tem.

TEXT: KATH­RIN WIN­TER

„Your <….> starts right here” – die­ser Satz, er­gänzt um die un­ter­schied­lichs­ten Orte, Sta­tio­nen und Ser­vice­stel­len in­ner­halb der HfMDK, half pla­kate­wei­se den Be­wer­ber*in­nen beim Par­cours durch die Eig­nungs­prü­fung im Juni 2022. Ein Pla­kat hat­te je­doch ge­fehlt: „Your li­bra­ry vi­sit starts right here“. Aber wo ist denn ei­gent­lich die Bi­blio­thek? Brau­chen wir auch so ein Pla­kat? Zu­ge­ge­ben: Der­zeit fin­det man die „phy­si­sche“ Bi­blio­thek im hin­ters­ten, da­für grüns­ten und ru­higs­ten Eck am Haupt­stand­ort Eschers­hei­mer Land­stra­ße, im Ge­bäu­de B. Es ist ein ver­win­kel­ter, in die Jah­re ge­kom­me­ner Raum.

Die Re­ga­le sind voll und stän­dig su­chen wir nach neu­en Stand­ort­lö­sun­gen für Me­di­en­grup­pen. Die „vir­tu­el­le“ Bi­blio­thek da­ge­gen ist über­all: im Foy­er, in der Ger­vi­nus­stra­ße, im Gro­ßen Saal, selbst in der S-Bahn oder in Ko­rea, Chi­na, Süd­ame­ri­ka... Und wie soll „un­se­re“ neue HfMDK-Bi­blio­thek aus­se­hen? Auch im di­gi­ta­len Zeit­al­ter ist ein rea­ler Bi­blio­theks­ort nö­tig: Es sind die Bi­blio­the­ken (und de­ren Mit­ar­bei­ten­den), die di­gi­ta­li­sier­te Me­di­en li­zen­zie­ren, nach­wei­sen und zu­gäng­lich ma­chen. Mu­sik(hoch­schul)bi­blio­the­ken sind vor al­lem noch Samm­lun­gen von Bü­chern, No­ten und Ton­trä­gern (wenn­gleich letz­te­re am stärks­ten durch die Di­gi­ta­li­sie­rung ver­drängt wer­den). Zu­dem sind sie zen­tra­ler Lern-, Lehr- und Auf­ent­halts­ort so­wie fach­li­ches In­for­ma­ti­ons­zen­trum mit zeit­ge­mä­ßer Me­di­en- und Tech­nik­aus­stat­tung.

Regale mit Büchern in der Bibliothek
Hell, aber beengt: Die Regale in der HfMDK-Bibliothek sind voll, neue Standortlösungen für Mediengruppen werden ständig gesucht.(Photo: Laura Brichta)

Aus die­sem Blick­win­kel soll­te sie auch räum­lich in zen­tra­ler Lage po­si­tio­niert sein: hell – freund­lich – of­fen – groß­zü­gig – le­ben­dig, je­doch mit Rück­zugs­mög­lich­kei­ten für ein ru­hi­ges Ar­bei­ten al­lein und in Klein­grup­pen. Die Bi­blio­thek ist für alle Hoch­schul­an­ge­hö­ri­gen glei­cher­ma­ßen von In­ter­es­se, so­wohl für Wis­sen­schaft­ler*in­nen, für Leh­ren­de in Theo­rie und Pra­xis und na­tür­lich für die viel­fäl­tig in­ter­es­sier­ten Stu­die­ren­den. Von der Bi­blio­thek schwär­men sie aus in alle Rich­tun­gen der Hoch­schu­le: in die Theo­rie und Wis­sen­schaft, in den in­stru­men­ta­len Ein­zel­un­ter­richt, in die Kam­mer­mu­sik­pro­ben, auf die Schau­spiel-, Tanz- und Opern­büh­ne, in den Or­ches­ter­gra­ben und die Chor­pro­be. Wir ver­sor­gen alle En­sem­bles und nie­mals soll­te die Aus­re­de sein: „Der Weg in die Bi­blio­thek war zu weit“.

Ein wei­te­rer As­pekt für mei­ne „Traum­bi­blio­thek“: Phy­si­sche Me­di­en – sys­te­ma­tisch auf­ge­stellt – in­spi­rie­ren weit mehr als müh­sam re­cher­chier­te, ge­fil­ter­te di­gi­ta­le Samm­lun­gen. Lie­ber heu­te als mor­gen wür­de ich auch die No­ten in Frei­hand­auf­stel­lung prä­sen­tie­ren: Am Re­gal „brow­sen“ bringt neue Ide­en, hilft, Wer­ke ken­nen­zu­ler­nen, die mit ei­ner ein­fa­chen Ka­ta­log­re­cher­che nie­mals ge­fun­den wor­den wä­ren und er­wei­tert so­mit den Ho­ri­zont und er­mög­licht ei­nen selbst­kri­ti­schen Zu­gang zu Un­be­kann­tem. Nicht die In­for­ma­ti­on “Your LI­BRA­RY VI­SIT starts right here”, viel­mehr der
Hin­weis auf „Your STU­DY starts right here (in the li­bra­ry)“ soll­te auf dem Pla­kat ste­hen.

Die Bibliothek der HfMDK

Au­torin

Mehr zum Thema

Schwarz-weiß Bild einer jungen Frau, die im Foyer der HfMDK an einem Geländer hängt, wie an einer Turnstange.
(Foto: Maximilian Borchardt)

|

Wie viel ist ge­nug? Zwi­schen Über­fluss und Man­gel, zwi­schen krea­ti­ver Fül­le und not­wen­di­ger Re­duk­ti­on: Wir fra­gen, wann we­ni­ger mehr sein kann – und wann ganz si­cher nicht. Ein Blick auf künst­le­ri­sche Pra­xis, Bil­dungs­ge­rech­tig­keit und ak­tu­el­le Hoch­schul­po­li­tik.