Ensemblestipendium: Preisträgerkonzert mit dem Malion Quartett

Preisträgerkonzert Ensemblestipendium
(Foto: Marcel Raabe)
Preisträgerkonzert Ensemblestipendium
(Foto: Marcel Raabe)
Preisträgerkonzert Ensemlestipendium
(Foto: Marcel Raabe)
Preisträgerkonzert Ensemblestipendium
(Foto: Marcel Raabe)
Preisträgerkonzert Ensemblestipendium
(Foto: Marcel Raabe)
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Der Kom­po­nist Jo­han­nes Brahms sag­te einst, dass al­les, was er den­ke, nur Mu­sik sei. So be­kann­te er: „Ich bin ver­liebt in die Mu­sik – ich lie­be die Mu­sik, ich den­ke nichts als sie und an an­de­res nur, wenn es mir Mu­sik schö­ner macht.“ Eine sol­che be­din­gungs­lo­se und hin­ge­bungs­vol­le Lie­be zur Mu­sik wie Brahms sie wohl emp­fand, konn­te man auch am Mitt­woch­abend beim Preis­trä­ger­kon­zert des En­sem­blesti­pen­di­ums mit­er­le­ben. Dort spiel­te das Ma­li­on Quar­tett – be­stehend aus Alex Jus­sow (Vio­li­ne I), Je­le­na Ga­lić (Vio­li­ne II), Li­lya Tym­chys­hyn (Vio­la) und Bet­ti­na Kess­ler (Vio­lon­cel­lo) – mit un­ver­kenn­ba­rer Lei­den­schaft und ei­nem ver­dien­ten Hauch von Stolz auf der Büh­ne des Gro­ßen Saals der HfMDK. Im Mai die­ses Jah­res zeich­ne­te eine hoch­ka­rä­ti­ge Jury das En­sem­ble mit dem erst­mals aus­ge­schrie­be­nen Jah­res­sti­pen­di­um in Höhe von ins­ge­samt 20.000 Euro aus. Eine Aus­zeich­nung und An­er­ken­nung, die das Quar­tett mit ei­nem enor­men Ge­fühl der Dank­bar­keit ent­ge­gen­nahm.

» Ein Stipendium dieser Art ist etwas ganz Besonderes und wir sind den Freunden und Förderern der HfMDK, die dies ermöglicht haben, sehr dankbar. «Malion Quartett
Person spielt Violine
(Foto: Marcel Raabe)

In­iti­iert wur­de das Sti­pen­di­um durch Dr. Fa­bi­an von Schlab­ren­dorff, lang­jäh­ri­ges Mit­glied der Ge­sell­schaft der Freun­de und För­de­rer der HfMDK. Er hat die ge­sam­te Ent­wick­lung des Quar­tetts in­klu­si­ve wech­seln­der Be­set­zun­gen seit des­sen Grün­dung durch Bet­ti­na Kess­ler mit­ver­folgt und schluss­fol­gert:

„Der Weg, den das En­sem­ble in so kur­zer Zeit ge­gan­gen ist, ist un­glaub­lich.“

Durch ihre Hin­ga­be leis­te das Ma­li­on Quar­tett ei­nen ent­schei­den­den und ganz ei­ge­nen Bei­trag im Gen­re Kam­mer­mu­sik, das ge­ra­de in Deutsch­land eine lan­ge Tra­di­ti­on hat. Das En­sem­ble er­zeu­ge mit sei­ner Ar­beit „eine In­ti­mi­tät, die auch er­leb­bar ist“ – un­ab­hän­gig von der Grö­ße des Saals. Und tat­säch­lich wirk­te das Quar­tett wie ein ein­zel­ner und aus­ge­zeich­net funk­tio­nie­ren­der Or­ga­nis­mus be­stehend aus vier ex­zel­len­ten Mu­si­ker*in­nen. Man sah und hör­te ein Mit­ein­an­der, in dem das In­di­vi­du­um voll­kom­men in der Ge­mein­schaft und dem kol­lek­ti­ven Spiel auf­ging – ohne da­bei an Pro­fil oder an Ecken und Kan­ten zu ver­lie­ren.

Vor die­ser Wir­kung ist das aus­ge­lob­te Jah­res­sti­pen­di­um für Kam­mer­mu­sik­ensem­bles, das es in die­ser Form bis­her an kei­ner an­de­ren Hoch­schu­le in Deutsch­land gibt, zu­recht au­ßer­ge­wöhn­lich. Das be­ton­te auch Prof. El­mar Ful­da in sei­ner Er­öff­nungs­re­de. Be­son­ders an dem Sti­pen­di­um sei näm­lich, dass das En­sem­ble als Gan­zes durch gleich­wer­ti­ge An­tei­le für je­des Mit­glied ge­för­dert wird. Jede Mu­si­ker*in er­hält ein Sti­pen­di­um in Höhe von 5.000 Euro. „Denn wie soll ein En­sem­ble sonst ge­lin­gen, bei lau­ter Ein­zel­för­de­rung?“, brach­te es der HfMDK-Prä­si­dent auf den Punkt. Ge­mein­schaft­lich­keit in und durch die Mu­sik fin­det durch das Sti­pen­di­um end­lich sei­nen ver­dien­ten Platz im En­sem­ble-Le­ben, das, so Jury-Mit­glied und HfMDK-Pro­fes­sor für Strei­cher­kam­mer­mu­sik Tim Vog­ler, eben nur ein „en­ger, ge­mein­schaft­li­cher Weg sein kann.“ Man er­le­be ei­ner­seits die glück­lichs­ten Mo­men­te und müs­se sich an­de­rer­seits im­mer wie­der mit­ein­an­der aus­ein­an­der­set­zen.

Auf dem Pro­gramm beim Preis­trä­ger­kon­zert stan­den Stü­cke von Jo­seph Haydn, An­ton von We­bern und eben vom ein­gangs zi­tier­ten Brahms – Stü­cke, die das Quar­tett gut kennt und mit de­nen sich die Strei­cher*in­nen wohl­füh­len. Denn bei ei­nem vol­len Kon­zert­ka­len­der gehe es vor al­lem dar­um, den Stress und die Ner­ven vor gro­ßen Ver­an­stal­tun­gen oder Wett­be­wer­ben sinn­voll aus­zu­ba­lan­cie­ren. Ein Rat­schlag, den sie von ih­ren Leh­ren­den, dar­un­ter auch Tim Vog­ler, im­mer be­kom­men ha­ben. Über ihre Be­zie­hung zur Kam­mer­mu­sik und ins­be­son­de­re dem Streich­quar­tett sa­gen die vier Mu­si­ker*in­nen, dass sie seit dem Er­ler­nen ih­rer In­stru­men­te Spaß an dem Gen­re hat­ten. Sie be­schrei­ben „das Be­dürf­nis, in das Streich­quar­tett-Re­per­toire ein­zu­tau­chen, jede Note um­zu­dre­hen und her­aus­zu­fin­den, was ein Kom­po­nist von uns als Mu­si­kern woll­te“, als et­was, „das wir schon im­mer in uns tru­gen, das wir aber erst ge­mein­sam ent­deck­ten, als wir an­fin­gen, in­ten­siv zu pro­ben.“ Da­bei im­mer wie­der un­ter­schied­li­che Mög­lich­kei­ten aus­zu­lo­ten, das Pu­bli­kum dar­an teil­ha­ben zu las­sen, sieht das Quar­tett als „eine gro­ße Her­aus­for­de­rung, aber auch eine gro­ße Be­frie­di­gung“. Dem ful­mi­nan­ten Ap­plaus nach der ers­ten und zwei­ten Hälf­te des Abends nach zu ur­tei­len, ist es ih­nen mehr als gut ge­lun­gen, das Pu­bli­kum mit­zu­rei­ßen. „Be­we­gend“, fass­te Dr. Fa­bi­an von Schlab­ren­dorff die Per­for­mance des En­sem­bles be­reits in der Pau­se zu­sam­men. Und tat­säch­lich sah man hier und da auch ei­ni­ge wip­pen­de Füße, von der emo­tio­na­len Be­rüh­rung ganz ab­ge­se­hen.

Das En­sem­blesti­pen­di­um will das Ma­li­on Quar­tett nun vor al­lem für die Um­set­zung sei­ner zahl­rei­chen Ide­en nut­zen. Un­ter an­de­rem kön­nen die Sti­pen­di­at*in­nen sich vor­stel­len, mit­hil­fe der För­de­rung das Ma­li­on Mu­sik­fes­ti­val fort­zu­füh­ren, das sie im Fe­bru­ar ei­gens ins Le­ben ge­ru­fen und auf die Bei­ne ge­stellt ha­ben. „Un­se­re Idee war es, et­was an­de­res zu ma­chen als das tra­di­tio­nel­le Kon­zert­for­mat: Wir nah­men ein Stück pro Abend und bra­chen es für das Pu­bli­kum her­un­ter, in­dem wir Pas­sa­gen lang­sam spiel­ten, ein­zel­ne Tei­le ein­zel­ner In­stru­men­te zeig­ten und so­gar zeig­ten, wie wir be­stimm­te Stel­len ein­stu­dier­ten. In der zwei­ten Hälf­te spiel­ten wir das Stück in sei­ner Ge­samt­heit“, be­schrei­ben sie das Fes­ti­val-Kon­zept. Kon­kre­te Vor­stel­lun­gen für die Zweit­auf­la­ge gibt es auch schon:

» Für die nächste Ausgabe unseres Festivals wollen wir künstlerische Gäste einladen, uns neue Themen für jeden Abend oder sogar für das gesamte Festival ausdenken – das sind nur einige der Ideen, die wir im Kopf haben. «Malion Quartett
Eine Person spielt Violoncello
(Foto: Marcel Raabe)

Da­von ab­ge­se­hen er­mög­licht das Sti­pen­di­um den vier Mu­si­ker*in­nen aber vor al­lem, täg­lich mit­ein­an­der zu ar­bei­ten und sich ge­mein­sam auf gro­ße Streich­quar­tett-Wett­be­wer­be im nächs­ten Jahr vor­zu­be­rei­ten. Denn die Teil­nah­me an sol­chen Wett­be­wer­ben und vor al­lem die da­mit ver­bun­de­ne Not­wen­dig­keit, sich un­ter Druck zu ver­bes­sern und in kur­zer Zeit das ei­ge­ne Re­per­toire zu er­wei­tern, sieht das Quar­tett als es­sen­zi­ell in der Ent­wick­lung als Grup­pe an. Vor al­lem auch, weil die­se Pro­zes­se dazu bei­tra­gen, dass die Mu­si­ker*in­nen viel über sich als En­sem­ble ler­nen – ganz ab­ge­se­hen da­von, dass sie da­bei im bes­ten Fall na­tür­lich auch für ihre mu­si­ka­li­sche Leis­tung aus­ge­zeich­net wer­den. In An­be­tracht der mu­si­ka­li­schen Ex­zel­lenz und Lei­den­schaft, die das En­sem­ble auf die Büh­ne bringt, wird das ge­wiss ein Leich­tes sein.

»Es ist sehr inspirierend zu wissen, dass es in der HfMDK so viele Menschen gibt, die sich für die Förderung der nächsten Generation von Kammermusikern einsetzen. Es war natürlich sehr nervenaufreibend, vor einem Raum voller Menschen zu spielen, die dieses Musikgenre sehr gut kennen. Aber ihren Zuspruch zu spüren, war etwas, das uns definitiv ermutigt hat.«Malion Quartett

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