Prof. Dr. Thomas Schmidt

Schmidt studierte Literatur, Sprachen und Wirtschaftswissenschaften. Er hat zunächst im Bereich der Entwicklungshilfe gearbeitet, mit längeren Projekt-Aufenthalten in Mauritius und in Westafrika, v.a. in den Bereichen Wasser- und Gesundheitsversorgung. Für den internationalen Bereich der KFW hat Schmidt zwischen 1999 und 2003 die politische Kommunikation und Verbindung mit dem Deutschen Bundestag, den Ministerien, Verbänden, NGO und Botschaften auf- und ausgebaut. In diesem Rahmen gründete und kuratierte er ab dem Jahr 2000 zusammen mit verschiedenen NGOs und dem ZDF die Fachgespräche zur Globalisierung, die zu einem Sammelpunkt der wichtigsten Denker*innen und politischen Mandatsträger*innen in den Bereichen Nachhaltigkeit, Klima, Armut und Welthunger sowie Entwicklungs- und Außenpolitik gehörten.
Anschließend hat Schmidt mit Mitstreiter*innen das neue schauspiel erfurt gegründet, nachdem der Schauspielbereich von Stadt und Land geschlossen worden waren. In diesem Rahmen hat er als Autor, Dramaturg und Produzent gearbeitet. Es entstanden fünf uraufgeführte Theaterstücke, von denen das Drama Level 13 den ersten Preis für Jugendtheaterstücke in München erhielt, schließlich am Nationaltheater Weimar 2003 uraufgeführt und an 17 Theatern nachgespielt worden ist. 2003 wurde Schmidt schließlich ans Nationaltheater Weimar berufen, wo er als Geschäftsführender Direktor und 2012 und 2013 auch als Intendant tätig war, bevor er auf die Professur für Theater- und Orchestermanagement an der Hochschule für Musik und Darstellende Künste (HfMDK) berufen worden ist.
Schmidt hat intensive Fortbildungen in den Bereichen Mentoring und Coaching, Kompetenztraining, Lehrmethodiken und Organisationsentwicklung in D und den USA absolviert. Er wurde zu Programm und Spielplangestaltung im Theater promoviert (Die Regeln des Spiels, VS Springer) und hat zahlreiche Publikationen zu Struktur, Organisation und Reform der Theater, zu Theater- und Krisenmanagement, Organisationsentwicklung und Kulturpolitik publiziert. Seine Publikationen Theater, Krise und Reform (2016) und Macht und Struktur im Theater (2019) waren die ersten ihrer Art im Kulturbereich und haben einen frühen Blick auf die Gefahren der Machtverstrickungen, aber auch auf notwendige Reformprozesse im Theater freigelegt. Sie haben - unterstützt durch zahlreiche Vorträge und Interviews - Impulse für die gegenwärtigen Reformen gegeben. (s.u.) Zahlreiche Bücher, Texte und Studien folgten.
Den Zyklus der beiden Bücher schloss Schmidt 2024 mit der Publikation seines Buches Ethisches Theater - Grundlagen des Ethischen Managements und der Strukturellen Transformation ab ab, in dem er Vorschläge für die Zukunft der Theater machte.
Studien: 2021 hat Schmidt eine Studie über die Produktionsmechanismen im Theater an der Universidade Coimbra(Portugal) vorgestellt, an die sich eine enge Zusammenarbeit mit Wissenschaftler*innen und Künstler*innen in Portugal angeschlossen hat. Aus dem Projekt wird das Buch Modes of Production entstehen, zu dem T. Schmidt einen Beitrag über die Produktionsbedingungen in deutschen Theatern beigesteuert hat.
2021/22 hat T. Schmidt zudem eine Studie über den Status der Förderpolitik in den Darstellenden Künsten durchgeführt und hier in verschiedenen Publikationen zahlreiche Reformvorschläge unterbreitet. 2021 hat Schmidt die Anwendung von Codes of Conduct in deutschen und Schweizer Theatern und Companies untersucht, und in diesem Rahmen u.a. auch die Freie Szene in der Schweiz bei der Entwicklung ihres ersten Code of Conduct unterstützt und entsprechende Prozesse moderiert (FAIRSPEC). https://www.fairspec.ch/kodex Auch der Code of Conduct (genannt Kompass) im Schauspielhaus Zürich ist in Zusammenarbeit mit Schmidt entstanden.
2025 hat T. Schmidt eine neue Studie zu Macht und Diskriminierung in Kunst und Kultur in Deutschland, Österreich und in der Schweiz aufgelegt, mit der er Daten über den Gebrauch und Missbrauch von Macht in allen Kunstgattungen der DACH-Region erheben und auswerten möchte. Die Ergebnisse werden im Spätherbst/Winter vorliegen. Schmidt wird analysieren, welche Unterschiede es zwischen den Gattungen und Ländern gibt und welche Handlungsempfehlungen sich daraus für die Kulturpolitik ableiten.
Lehrtätigkeit: 2003 bis 2013 unterrichtete Schmidt Theatermanagement, zuerst an der Hochschule für Musik Weimar, 2004 bis 2010 unterrichtete er zudem Ästhetik, Theater und Kreatives Schreiben an der Universität Erfurt.
2010 wurde er Professor für Theater- und Orchestermanagement und übernahm die Leitung des Masterprogramm Theater- und Orchestermanagement an der HFMDK (Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt). 2013 war Schmidt affiliierter Forscher und 2014 Gastprofessor an der Harvard University sowie am Dramaturgie-Studiengang des American Repertory Theater in Zusammenarbeit mit der Harvard University. 2022 hat Schmidt an der Universidad de Coimbra unterrichtet. Seit 2021 unterrichtet Schmidt im Rahmen einer Kooperation zudem als Gastprofessor an der Ernst-Busch-Hochschule für Schauspielkunst in Berlin.
Schmidt berät und coacht zudem eine Reihe Künstler*innen, Theatermanager*innen und Intendant*innen und ist spezialisiert auf die Entwicklung von ethischen und Instrumenten der Transformation von Organisationen. Er ist Mitglied des Vorstandes der Hessischen Theaterakademie, sowie Mitglied der Shakespeare- und der Kulturpolitischen Gesellschaft. Er ist Gründungsmitglied des ensemble-netzwerks und gehörte in diesem Rahmen viele Jahre lang dem Gründungsvorstand an.
Seine Arbeits- und Forschungsschwerpunkte sind die die Reform des deutschen Kultursystems, insbesondere des Theatersystems, die Neu-Organisation/ Organisationsentwicklung der Theater und Orchester wie auch der damit korrespondierenden Kulturpolitik sowie die Ausbildung von Leitungsnachwuchs für die Theater, Orchester, Companies und Festivals.
Werdegang
2012 bis 2013 |
Ernennung zum Generalintendant ad interim am Nationaltheater Weimar |
2003 bis 2012 |
Berufung zum Geschäftsführenden Direktor an das Nationaltheater Weimar Dort setzte er das Weimarer Modell (2003-2008) um und konzipierte ein Thüringer Staatstheater, wodurch es gelang, das strukturell gefährdete Nationaltheater nachhaltig abzusichern |
2003 bis 2008 |
Gründung Neues Schauspiel Erfurt, sowie Arbeit als Dramaturg und Produzent Hierfür schrieb er die Texte für fünf Uraufführungen, von denen einige ausgezeichnet wurden (Paradies-Schwimmen-Krieg, Das Bild des Monsters, Schiller 05, Mission, Level 13) |
1999 bis 2003 |
Leitung des internationalen Bereichs der KfW-Niederlassung in Berlin Aufgaben: Politische Kommunikation, Kuration und Entwicklung der Fachgespräche zur Globalisierung |