Die Ge­schich­te vom Sol­da­ten

Die Geschichte vom Soldaten ist eine Geschichte vom Zeit verlieren. Wenn Joseph im Originaltext seine Seele gegen unermessliche Reichtümer tauscht, sind es heute wohl die persönlichen Daten, die man bereitwillig für ein paar Minuten Anerkennung, Dopamin und globale Vernetzung hergibt. 

Vier Stunden Bildschirmzeit pro Tag, zwei Drittel davon auf sozialen Netzwerken. Ein Alltag ohne Instagram, TikTok und WhatsApp scheint kaum noch vorstellbar und längst zahlen die ersten Menschen für Digitalen Detox in luxuriösen Alpenressorts. Ein guter Zeitpunkt für die führenden Tech-Konzerne über die Zukunft nachzudenken. Ende Oktober 2021 benenn sich Facebook in META um und setzt damit Kurs auf das Internet 3.0. Willkommen im Metaversum. Der Traum von einem komplett animierten und über blockchain vernetzten, virtuellen Raum soll in den nächsten Jahren den Kurs unseres digitalen, wie virtuellen Alltag prägen. Bleibt zu fragen: Was bedeutet das? Wollen wir das überhaupt? Und stehen wir nicht vor genug Krisen im Realen Raum? 

Der 19 jährige Student Joseph hält die Zoomsitzungen nach drei Semestern online Unterricht nicht mehr aus. Er klappt den Laptop zu, packt seinen Rucksack und will zwei Wochen offline gehen. Endlich mal wieder die Eltern besuchen, seine alten Freunde sehen und nach langer Zeit vielleicht auch wieder Geige spielen. Doch die Zuversicht stößt schnell auf starke Widerstände. Der Teufel versteht die Sehnsucht nach Langeweile und Besinnung nicht und bringt Joseph dazu seine Geige gegen eine sonderbare schwarze Kiste zu tauschen. Der junge Student verliert sich zwischen Realität, Metaversum, künstlichen Intelligenzen und dem Hoffen auf ein erfülltes Leben. Schon bald verschwimmen die Grenzen und es wird immer schwerer zu erkennen, was jetzt noch ist und was nur so scheint.

Sublimation
In der Chemie bezeichnet die Sublimation den direkten Übergang von einem festen, in einen gasförmigen Aggregatzustand. Auch in unserem Fall ist es als würden wir eine Stufe überspringen. Nach einem Coronafall in unserem Ensemble waren wir genötigt kreativ zu werden. Die Premiere verschieben wir auf das nächste Jahr und präsentieren am letzten Wochenende vor Weihnachten die Geschichte vom Soldaten als Werkstattaufführung. Eine Szenische Lesung wird ergänzt, um die schon fertig geprobten Szenen und Tänze. Auf diese Weise bringen wir zusammen, woran wir in den letzten Monaten gearbeitet haben und ermöglichen einen Blick in den Prozess unserer Arbeit.

Der Abend findet unter 2G+ Bedingungen statt.

Die Beteiligten:
Konrad Amrhein, Regie
Philipp Schneider, Musikalische Leitung
Isabella Koeters, Bühne / Kostüm
Ozan Bayil, Grafik / Design
Lennart Klappstein, Spiel
Cedric Stern, Spiel
Silvia Schwinger, Spiel
Danique Debont,Tanz
Júlia Solà Cabrera, Klarinette
Beliz Ermis, Fagott
Ines Hartmuth, Trompete
Ruth Externbrink, Posaune
Jeronimo Marin Caballero, Schlagwerk
Ruth Elisabeth Müller, Violine
Lars Alexander Klengel, Kontrabass