Else Headlam-Morley im deutsch-englischen Künstler*innennetzwerk
Beschreibung und Ziele
Elisabeth Sonntag wurde 1866 in Lüneburg geboren und wuchs in einer künstlerischen Familie auf. Sie hatte unter anderem bei Franz Liszt Unterricht und trat als Pianistin zunächst im deutschsprachigen Raum und dann in England auf. Nach ihrer Heirat mit James Headlam reduzierte sie ihr öffentliches Wirken und intensivierte das Komponieren. Erste Werke erschienen um 1900 im Druck, doch erst ab 1925 kam es zu häufigeren Aufführungen ihrer Kompositionen in England und im deutschsprachigen Raum. 1937 wurde die Oper „Leonarda“ in Salzburg und Innsbruck gegeben.
Ein dreiköpfiges Team beschäftigt sich mit dem Leben der Musikerin, ihren gedruckten Kompositionen, ihren Kontakten zu bekannteren Personen des englischen Musiklebens und den Umständen der Aufführung der Oper. Wir wollen u. a. herausfinden, was dazu beitrug, dass sie als englische Komponistin in den 1920er und 1930er Jahren vor allem im deutschsprachigen Raum aufgeführt wurde. Dazu recherchieren wir einerseits, wie über sie in Zeitungen und Zeitschriften der Zeit berichtet wurde. Andererseits erhalten wir im Nachlass in Durham/UK Einblick in ihre erhaltene Korrespondenz mit Verlagen und Beteiligten an ihren Werken sowie verschiedene Manuskripte ihrer Kompositionen.
Umsetzung
Dieses musikhistorische Projekt hat die wichtigste Säule im Quellenstudium. Die journalistischen Beiträge und gefundenen Briefe, musikalische Notationen und Bilder setzen wir zu einem ersten Lebensbild zusammen und suchen nach Vergleichsbiografien der Zeit im englischen und deutschen Sprachraum. Dabei geht es einerseits um Beziehungen und Netzwerke, andererseits besonders um die Bedingungen musikkulturellen Handelns von Frauen: Else Headlam war Mitglied der Suffragetten-Bewegung, hatte aber gleichzeitig eine ablehnende Haltung gegenüber deren Gewaltbereitschaft in den 1910er Jahren. Nicht nur in dieser Hinsicht gibt das Handeln dieser Musikerin vorerst viele Fragen auf.
Ausblick
Im Projekt entstehen Aufsätze und Onlinetexte, die zum Zeitpunkt der Fertigstellung verlinkt werden. Zudem ist die Aufführung der gedruckten Lieder geplant.
Christina Richter-Ibáñez