Studienprojekt II zeigt Marieluise Fleißer

„Der Mann unterminierte und der Mann faszinierte. Es war merkwürdig: wer mit ihm brach, würde es nie ganz verwinden. Wer sein Freund war, mußte es bleiben. […] Man bekam sowas nicht umsonst. Man musste dafür bezahlen. Die Sitten waren hier rauh.“ (Marieluise Fleißer: Avantgarde)

Ausgehend von Marieluise Fleißers Drama „Pioniere in Ingolstadt“ und ihrer autofiktionalen Erzählung „Avantgarde“, die Fleißers Anfänge als Schriftstellerin und den Entstehungsprozess der Pioniere thematisiert, setzt sich die Inszenierung mit der Frage auseinander, warum wir manchen Menschen eigentlich so viel durchgehen lassen und sie oft sogar für ihr respektloses Verhalten belohnen. Wir beleuchten dabei nicht nur die Figuren in Fleißers Pionieren, denen der Weg zu emotionaler Nähe durch äußerliche Vorstellungen von Männlichkeit, Liebe oder dem „guten Leben“ verstellt ist. Auch Fleißers eigene Geschichte und ihr schwieriges Verhältnis zu Bert Brecht spielen für uns eine Rolle.

Mit:
Annika Spegg
Maex Hoellenblau
Sanja Prautzsch
Katharina Bogdanova Petrova
Konrad Amrhein

Marieluise Fleißer schreibt beobachtend und analytisch. Ihre Sprache ist kräftig und drängend, in einer Zeit in der Autorinnen kaum Öffentlichkeit, geschweige denn Erfolg hatten.

Bei ihr scheint ein Drang, eine Kraft durch. Sie ist beharrlich und stachelig. Sie ist eine, die aus sich selbst heraus schreibt, über sich, gegen sich und über sich drüber. 

In „Der Tiefseefisch“ beschreibt sie ihre unterwürfige Beziehung mit einem erfolglosen, exzentrischen Schriftsteller. Dabei schaut sie von außen auf sich selbst und schreibt, bevor sie sich aus der Unterwerfung lösen kann. In „Die im Dunkeln“ schreibt sie über ihren Psychiatrieaufenthalt - ein Rückblick nach Innen.

Was oszilliert da zwischen eigenem Trauma und dem gnadenlosen Benutzen der eigenen Biografie? Warum schreiben wir aus unserer Biografie heraus und in sie hinein?

“Ich kann nicht sterben, ich muss schreiben.” geht diesen Fragen nach, in uns und mit Marieluise Fleißer. 

Regie: Jonathan B. Reuter
Dramaturgie: Gesine Allmann
Mit: Alicia Peckelsen

Käfig: Kati Stubbe
Schlosserei: Marko Kantreiter

Eine Gruppe Jugendlicher in einer Kleinstadt. Konstant einem Druck der Gesellschaft ausgesetzt, der sie zwingt, tunlichst darauf zu achten, keine Fehler zu begehen. Denn sobald dies passiert, sinkt ihr Ansehen im sozialen Gefüge und das ihrer Familie gleich mit: sie wird nicht nur herabgesetzt, sondern auch „entwürdigt”. Dazwischen die Kirche und die Frage nach dem Glauben. In „Fegefeuer in Ingolstadt“ von Marieluise Fleißer entsteht viel Belastung vor allem durch die Sprache. Es ist eine gewaltvolle, bewusst verletzende Sprache, die nicht nur unter den Jugendlichen selbst, sondern auch zwischen den Generationen herrscht. 

Mit welchen Mechanismen funktioniert eine Sprache der Gewalt und ihre gesellschaftliche Dynamiken in der von Fleißer gezeichneten Kleinstadt, wie wird sie ausgeübt? Ist es möglich, sich von ihr zu befreien?

Olga: Shirin Ali
Clementine: Lisa Langner
Roelle: Max Böttcher
Mutter: Rike Joeinig
Peps: Yannick Sturm

Regie: Ramón Jeronimo Wirtz
Dramaturgie: Christina Schulte
Ausstattung: Viona Vokou
Musik/Chorleitung: Jonathan Lutz
Technik: Martin Hammann 

Video: Yannick Sturm

Beratung: Ralf Schmitz, Marc-Bernhard Gleißner, Ernst August Klötzke