Step-Up: Drei Stipendiat*innen auf ihrem Weg in die Tanzkompanien
Mit dem neuen Praktikums-Förderprojekt „Step-Up“ unterstützt die Gesellschaft der der Freunde und Förderer (GFF) herausragende Studierende beim Übergang vom Studium in den professionellen Tanzbetrieb. Über sechs bis zehn Monate werden Stipendiat*innen in feste oder freie Tanzkompanien in der Rhein-Main Region vermittelt – als vollwertige Ensemblemitglieder und nicht nur als stille Beobachter*innen. Begleitet werden sie von Mentor*innen in der Kompanie und an der HfMDK. Sie sammeln Bühnenerfahrung, knüpfen Netzwerke und gewinnen Klarheit über ihre weiteren künstlerischen Wege.
Das Ziel: Ein möglichst nahtloser Einstieg in ein Arbeitsfeld, das hohe Professionalität und oft bereits mehrjährige Berufserfahrung erwartet.
Die Auswahl der Tänzer*innen
Der Weg ins Programm begann mit Workshops an der HfMDK, bei denen Lehrende des BAtanz mit den Studierenden an Repertoireausschnitten arbeiteten. Anschließend präsentierten interessierte Studierende eigene Soli. Eine gemeinsame Kommission aus Kompanie und Hochschule empfahl danach geeignete Kandidat*innen für die Stipendienplätze. So wurden Motivation und Lernengagement bewertet und die jeweilige Kompanien bekam ein Gefühl für die Person und ob sie in ihr Ensemble passt.
Johann Holland: Später Einstieg, radikaler Weg
Für Johann Holland kam der Einstieg in den Tanz spät – und dann mit ganzer Konsequenz. Nach erfolgreichen Jahren im Standard-Turniertanz entdeckte er an der Norddeutschen Tanzwerkstatt das Ballett für sich und arbeitete intensiv daran, trotz des späten Beginns den Sprung in die professionelle Ausbildung zu schaffen. Heute studiert er BAtanz an der HfMDK, geprägt vom klassischen Vokabular im Geist von William Forsythe ebenso wie von improvisationsbasierten Arbeitsweisen der Dresden Frankfurt Dance Company und von Physical-Theatre-Elementen.
Dank Step-Up setzt Johann diesen Weg nun als Stipendiat am Theater Pforzheim fort, wo die Tänzer*innen selbst Material kreieren und sich Ballett, Zeitgenössisches und sogar Turniertanzelemente mischen. In diesem Umfeld sieht er genau das künstlerische Spannungsfeld, das er sucht.
» Im Theater Pforzheim sehe ich einen Nährboden für diversen Tanzausdruck. Die Company, die mit ihrem Programm moderne und zeitlose Themen auf der Bühne vereint, ist ein fordernder Aufwind für Bewegungssprache, die dem 21. Jahrhundert entspricht. Ich freue mich unsagbar auf diese Möglichkeit, das Tanzleben als Kunst und Handwerk zu leben. Danke für die Ermöglichung dieses großen Schrittes auf meinem Werdegang! «Johann Holland, BAtanz

Saskia Lehm: Vielseitigkeit als künstlerisches Prinzip
Saskia Josephine Lehm bringt eine eindrucksvolle Ausbildungsgeschichte mit: von der frühen Vorausbildung über die Palucca Hochschule Dresden und Stationen in Stockholm bis zum BAtanz-Studium an der HfMDK. Dort verfeinert sie ihr Profil zwischen klassischem Ballett, zeitgenössischen Techniken, Improvisationsmethoden und interdisziplinären Projekten mit namhaften Choreograf*innen. Ihre künstlerische Handschrift ist geprägt von starker Körperlichkeit und der Suche nach Produktionen, die physische Präsenz und inhaltliche Tiefe verbinden.
Mit dem Step-Up-Stipendium wird Saskia eine Spielzeit am Hessischen Staatstheater verbringen und dort ihre professionelle Laufbahn weiter aufbauen. Für sie ist dieses Jahr weit mehr als ein Praktikum:
» Ich bedanke mich vielmals für ihre Unterstützung auf meinem Weg zur professionellen Bühnentänzerin. Die Möglichkeit, nächste Saison am Hessischen Staatstheater zu verbringen, ist ein großer Schritt in diese Richtung. Von dem Jahr erhoffe ich mir, viele Erfahrungen zu sammeln, um mich sowohl künstlerisch als auch in meiner Bewegungssprache und Qualität weiterzuentwickeln. «Saskia Lehm, BAtanz

Valentina Ávila Hurtado: Zwischen Bogotá und Rhein-Main
Valentina Ávila Hurtado vereint in ihrem Profil kolumbianische Wurzeln, klassisches Training und eine starke Verankerung in urbanen und lateinamerikanischen Stilen. Nach ihrer Ausbildung in Bogotá und dem ABT-Zertifikat zog sie 2022 nach Frankfurt, um an der HfMDK BAtanz zu studieren und dort ihr Repertoire von Ballett über zeitgenössische Techniken bis hin zu Gaga und Tanztheater zu erweitern. Zahlreiche Produktionen mit der Dresden Frankfurt Dance Company, dem Staatstheater Darmstadt, der FIREDANCER Company und Projekten im Rhein-Main-Gebiet haben ihr bereits ein vielseitiges Bühnenerfahrungsprofil ermöglicht.
Valentina beschreibt sich als vielseitige Tänzerin, für die Diversität im Bewegungsvokabular eine künstlerische Grundhaltung ist. Als Step-Up-Stipendiatin wird sie in der kommenden Saison am Hessischen Staatsballett hospitieren und ihre Arbeit in einem größeren, internationalen Kontext fortsetzen. Ihre Vorfreude fasst sie so zusammen:
» I am very grateful for this opportunity, I feel very honored and very excited to have the chance of being an intern in Hessisches Staatsballett for the upcoming season. I am really looking forward to the program because I think it would help me a lot to grow in the dance field, to work in a much bigger and professional environment that I’m not familiar and I’m very interested about. «Valentina Ávila Hurtado, BAtanz

Die beteiligten Kompanien
Die Kooperationspartner*innen des Projekts sind das Hessische Staatsballett Wiesbaden und das Theater Pforzheim. Eine weitere Studierende absolviert ein Praktikum an der Oper Graz.
Die Fördernden
Das Step-Up-Stipendienprogramm wird freundlich gefördert von der Crespo Foundation, der Heinmüller Stiftung, der Tanja Liedtke Foundation und Dr. Daniela Favoccia. Die HfMDK bedankt sich herzlich für die Unterstützung!
Die beiden Stipendien am Hessischen Staatsballett werden freundlichen unterstützt von den Freunden des Hessischen Staatsballetts e.V.
Was Step-Up für die Tanzszene bedeutet
„Step-Up“ knüpft an die Grundidee des Bachelorstudiengangs Tanz an, Studierende früh und intensiv in künstlerische Prozesse einzubinden und individuelle Profile zu stärken. Die Praktika in professionellen Compagnien machen diesen Ansatz konsequent sichtbar: Stipendiat*innen treten aus dem geschützten Rahmen der Hochschule in die Realität eines dicht getakteten Spielplans – begleitet, aber auf Augenhöhe.
Gleichzeitig sendet das Projekt ein starkes Signal in die Tanzlandschaft Rhein-Main: Nachwuchsförderung bedeutet heute, strukturelle Hürden abzubauen und faire Rahmenbedingungen für den Berufseinstieg zu schaffen. Mit den Geschichten von Johann Holland, Saskia Lehm und Valentina Ávila Hurtado zeigt „Step-Up“, wie viel künstlerisches Potenzial sichtbar wird, wenn dieser Schritt bewusst unterstützt und ermöglicht wird.


