Klänge jenseits des Hörbaren – Musik und Taubheit im Dialog

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Wie hört eine Per­son, die nicht gut hört? Und wenn sie hört, was ge­nau nimmt sie wahr? Ein Ab­schluss­kon­zert, das In­klu­si­on er­leb­bar macht.

Das Ab­schluss­kon­zert von Léa Ville­neuve im Mas­ter­stu­di­en­gang His­to­ri­sche In­ter­pre­ta­ti­ons­pra­xis (HIP) stand un­ter dem Mot­to „Mu­sik und Taub­heit“. Mit ih­rem Pro­gramm woll­te die jun­ge Flö­tis­tin das Be­wusst­sein für die­ses The­ma schär­fen und da­mit zur In­klu­si­on bei­tra­gen. Das Kon­zert er­mög­lich­te dem über­wie­gend hö­ren­den Pu­bli­kum, die his­to­ri­schen Aus­wir­kun­gen von Schwer­hö­rig­keit und Taub­heit auf die Mu­sik­welt zu ent­de­cken. Gleich­zei­tig zeig­te die Mu­si­ke­rin auf künst­le­ri­sche Wei­se al­ter­na­ti­ve For­men der Kom­mu­ni­ka­ti­on jen­seits des akus­ti­schen Hö­rens.

Foto Léa Villeneuve
Léa Villeneuve studierte im Master Historische Interpretationspraxis (HIP).(Photo: Credit Johannes Berger)

„Dein Ohr hört nicht al­lein“ von Alex­an­der Reiff

Alex­an­der Reiff ist Kom­po­nist für zeit­ge­nös­si­sche Mu­sik und Mas­ter­stu­dent der HfMDK. Er ent­wi­ckel­te für die­ses Kon­zert ein be­son­de­res Werk, in dem er eine Ver­bin­dung zwi­schen his­to­ri­scher In­ter­pre­ta­ti­ons­pra­xis und zeit­ge­nös­si­scher Klang­for­schung her­stell­te: Das Mu­sik­stück the­ma­ti­siert die in­di­vi­du­el­le Hör­erfah­rung und setzt be­wusst Kno­chen­schall, Psy­cho­akus­tik und Raum­klang als ge­stal­te­ri­sche Mit­tel ein, um die Viel­falt der Wahr­neh­mung von Klang und Mu­sik er­fahr­bar zu ma­chen.

» Mein besonderer Dank gilt Léa Villeneuve für ihr Engagement und ihre inspirierende Interpretation meines Stücks sowie der GFF für die Ermöglichung dieses Projekts. Ihre Unterstützung hat dazu beigetragen, ein einzigartiges künstlerisches Erlebnis zu schaffen, das weit über das Konzert hinaus nachwirkt. «Alexander Reiff
SergejFalk
(Foto: Sergej Falk)

Er­leb­nis für das Pu­bli­kum

Das Stück for­der­te das Pu­bli­kum dazu auf, die ei­ge­ne Hör­wahr­neh­mung zu hin­ter­fra­gen und schuf ein­drucks­vol­le klang­li­che Räu­me: Die Tra­vers­flö­te (ge­spielt von Léa Ville­neuve), kom­bi­niert mit Live-Elek­tro­nik (An­dre­as Reiff), ent­fal­te­te eine fas­zi­nie­ren­de Band­brei­te an Klän­gen – von sub­ti­len Nu­an­cen bis hin zu in­ten­si­ven Kon­tras­ten.

Gän­se­haut beim Zu­hö­ren

Die Hö­ren­den zeig­ten sich be­geis­tert von der krea­ti­ven Idee und ih­rer ei­ge­nen, ganz neu­en Kon­zert­erfah­rung:

„Ich fand das Stück sehr ein­drück­lich und zum Nach­den­ken an­re­gend. Wäh­rend des Zu­hö­rens wur­de ich teil­wei­se von den un­ge­wohn­ten Klän­gen über­rum­pelt. Man war mit­ten im Ge­sche­hen – ein be­son­de­res Er­leb­nis!“

 „Wie hört eine Per­son, die nicht gut hört? Und wenn sie hört, was ge­nau nimmt sie wahr? Das Stück ver­setz­te mich in das Ohr ei­nes Schwer­hö­ri­gen und ließ mich dar­über nach­den­ken, wie be­un­ru­hi­gend es sein kann, nicht „gut“ zu hö­ren.“

„Ich hat­te Gän­se­haut bei dem Stück. Es war wie ein Ein­tau­chen in eine in­ne­re Welt, die nur man­che Ein­drü­cke von au­ßen mit­be­kommt, aber da­von nicht un­be­dingt do­mi­niert wird.“

Ein Kon­zert mit nach­hal­ti­ger Wir­kung

Das Pro­jekt er­öff­ne­te neue Per­spek­ti­ven auf Klang und Mu­sik und sen­si­bi­li­sier­te das Pu­bli­kum auf die Ein­flüs­se von Schwer­hö­rig­keit und Taub­heit auf ihre Wahr­neh­mung. Das Ab­schluss­kon­zert wur­de un­ter­stützt durch die Ge­sell­schaft der Freun­de und För­de­rer der HfMDK (GFF).

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