Gemeinsame Erklärung: An hessischen Hochschulen ist kein Platz für Antisemitismus und jede Form von Diskriminierung

Die hessischen Hochschulleiter*innen gemeinsam mit Wissenschaftsministerin Angela Dorn auf Treppenstufen.
(Foto: wissenschaft.hessen.de)
pressemitteilung

Nach den Ter­ror­an­schlä­gen in Is­ra­el am 7. Ok­to­ber und im Kon­text der is­rae­li­schen Ge­gen­re­ak­ti­on sind an­ti­se­mi­ti­sche Het­ze und Straf­ta­ten mit ei­nem an­ti­se­mi­ti­schen Hin­ter­grund si­gni­fi­kant ge­stie­gen. In die­sem Kon­text hat­te Wis­sen­schafts­mi­nis­te­rin An­ge­la Dorn für Don­ners­tag, 14. De­zem­ber 2023 alle Hoch­schu­len aus Hes­sen zu ei­ner au­ßer­or­dent­li­chen Hoch­schul­lei­tungs­ta­gung nach Wies­ba­den ein­ge­la­den.

Ne­ben den Ge­sprä­chen mit den Hoch­schul­lei­tun­gen zum An­ti­se­mi­tis­mus im Kon­text hes­si­scher Hoch­schu­len gab es Im­puls­vor­trä­ge vom Ver­band Jü­di­scher Stu­die­ren­der Hes­sen, von Dr. Ro­land Joh­ne und Ani­ka Schlein­zer vom Lan­des­amt für Ver­fas­sungs­schutz Hes­sen, von Dr. Rei­ner Be­cker vom De­mo­kra­tie­zen­trum Hes­sen, von Chris­ti­na Kreis, der An­ti­se­mi­tis­mus­be­auf­trag­ten der Ge­ne­ral­staats­an­walt­schaft Hes­sen und von Prof. Dr. Me­ron Men­del von der Bil­dungs­stät­te Anne Frank und Frank­furt Uni­ver­si­ty of Ap­p­lied Sci­en­ces.

Am Ende der au­ßer­or­dent­li­chen Hoch­schul­lei­tungs­ta­gung wur­de ein­stim­mig eine ge­mein­sa­me Re­so­lu­ti­on al­ler Hoch­schu­len zum stei­gen­den An­ti­se­mi­tis­mus in Fol­ge der Ter­ror­an­schlä­ge der Ha­mas am 7. Ok­to­ber be­schlos­sen, die wir hier­mit ver­öf­fent­li­chen möch­ten:

Nach den ter­ro­ris­ti­schen An­grif­fen der Ha­mas auf Is­ra­el vom 7. Ok­to­ber 2023 meh­ren sich an­ti­se­mi­ti­sche Vor­fäl­le an den hes­si­schen Hoch­schu­len. Die Tat­sa­che, dass sich jü­di­sche Stu­die­ren­de und Mit­ar­bei­ten­de an den Hoch­schu­len nicht si­cher füh­len, alar­miert uns sehr. Nie wie­der dür­fen Jü­din­nen und Ju­den in Deutsch­land we­gen ih­rer Re­li­gi­on oder ih­rer Kul­tur in Angst le­ben. Nie wie­der sol­len sie ihre Iden­ti­tät ver­ste­cken müs­sen. Wir wen­den uns ent­schie­den ge­gen An­ti­se­mi­tis­mus in jeg­li­cher Form – nicht nur sym­bo­lisch, son­dern auch durch kon­kre­tes Han­deln. Dazu for­dern wir auch alle Hoch­schul­an­ge­hö­ri­gen auf. Alle Mit­ar­bei­ten­den, For­schen­den, Leh­ren­den und Stu­die­ren­den ha­ben das Recht, kei­ne Aus­gren­zung, Ab­leh­nung oder Dis­kri­mi­nie­rung auf­grund ih­rer jü­di­schen Iden­ti­tät zu er­fah­ren.

Die hes­si­schen Hoch­schu­len sind Orte der Viel­falt, des ge­gen­sei­ti­gen Re­spekts und des of­fe­nen wis­sen­schaft­li­chen Aus­tauschs. Die Of­fen­heit der wis­sen­schaft­li­chen Dis­kus­si­on und des künst­le­ri­schen Ge­stal­tens en­den al­ler­dings dort, wo an­ti­se­mi­ti­sche, ras­sis­ti­sche oder men­schen­feind­li­che Aus­sa­gen vor­ge­bracht wer­den. Die­se sind we­der von der Wis­sen­schafts-, Kunst- noch von der Mei­nungs­frei­heit ge­deckt. Ein­schüch­te­run­gen, Hass und Het­ze ste­hen dem Geist un­se­rer Hoch­schu­len ent­ge­gen.

Das Hes­si­sche Mi­nis­te­ri­um für Wis­sen­schaft und Kunst und die hes­si­schen Hoch­schu­len ver­ur­tei­len den men­schen­ver­ach­ten­den Ter­ror­an­schlag der Ha­mas vom 7. Ok­to­ber 2023 in Is­ra­el aufs Schärfs­te. Es war und ist ein An­griff auf jü­di­sche Men­schen, auf Is­rae­lis, auf Is­ra­el und ge­gen alle, die für ein fried­li­ches Mit­ein­an­der ste­hen. Un­se­re Ge­dan­ken sind bei al­len Op­fern des Ha­mas-Ter­rors, un­ser Mit­ge­fühl gilt al­len Men­schen, die von den Fol­gen des An­griffs der Ha­mas und den dar­aus fol­gen­den Kriegs­hand­lun­gen be­trof­fen sind.

Das Hes­si­sche Mi­nis­te­ri­um für Wis­sen­schaft und Kunst und die hes­si­schen Hoch­schu­len wen­den sich ge­gen jede Form von An­ti­se­mi­tis­mus, Ras­sis­mus und alle For­men grup­pen­be­zo­ge­ner Men­schen­feind­lich­keit. Die­se habe an den hes­si­schen Hoch­schu­len kei­nen Platz. Das gilt für das Cam­pus­le­ben eben­so wie für Ver­an­stal­tun­gen.

Vie­le der jü­di­schen und pa­läs­ti­nen­si­schen Stu­die­ren­den und Mit­ar­bei­ten­den er­le­ben der­zeit Trau­er und Angst um An­ge­hö­ri­ge in der Re­gi­on. Ih­nen gilt un­ser Mit­ge­fühl. Der Aus­druck von Trau­er und So­li­da­ri­tät darf je­doch von nie­man­dem dazu miss­braucht wer­den, den Ter­ror der Ha­mas gut­zu­hei­ßen, Jü­din­nen und Ju­den ein­zu­schüch­tern oder gar das Exis­tenz­recht Is­ra­els in Fra­ge zu stel­len. Das Mas­sa­ker in Is­ra­el hat­te zum Ziel, die Jü­din­nen und Ju­den und Is­ra­el zu ver­nich­ten. Es ist nicht zu recht­fer­ti­gen, dass Be­kun­dun­gen des Mit­leids, der Trau­er oder der An­teil­nah­me für An­ti­se­mi­tis­mus miss­braucht wer­den.

Gleich­zei­tig ver­ur­tei­len wir, dass Mus­li­min­nen und Mus­li­me in Mit­haf­tung für den Ha­mas Ter­ror ge­nom­men wer­den. Wir wen­den uns auch ge­gen Hass­re­den, an­ti­mus­li­mi­sche Dis­kri­mi­nie­rung und Über­grif­fe an un­se­ren Hoch­schu­len. Die Hoch­schu­len wer­den dies eben­falls un­ter­bin­den und ihr Haus­recht kon­se­quent aus­üben.

Das Hes­si­sche Mi­nis­te­ri­um für Wis­sen­schaft und Kunst und die hes­si­schen Hoch­schul­schu­len sind sich ih­rer Ver­ant­wor­tung be­wusst, eine re­spekt­vol­le Hoch­schul­kul­tur zu er­mög­li­chen und Hoch­schu­len wei­ter­hin als dis­kri­mi­nie­rungs­frei­en Raum zu er­hal­ten. Wir bie­ten um­fas­sen­de Un­ter­stüt­zungs- und Be­ra­tungs­an­ge­bo­te für alle An­ge­hö­ri­gen, die im Kon­text der Hoch­schu­len Dis­kri­mi­nie­rung er­le­ben oder be­ob­ach­ten. Je­der Form von An­ti­se­mi­tis­mus, Ras­sis­mus und Dis­kri­mi­nie­rung tre­ten wir ent­schie­den ent­ge­gen.

Die hes­si­schen Hoch­schu­len ste­hen ent­schie­den ge­gen jede Form von An­ti­se­mi­tis­mus ein und ge­hen mit kon­kre­ten Maß­nah­men ak­tiv da­ge­gen vor.

Dies um­fasst Be­rei­che der Sen­si­bi­li­sie­rung, Prä­ven­ti­on und der Schaf­fung von Räu­men des fried­li­chen Dia­logs so­wie der in­ter­dis­zi­pli­nä­ren For­schung und Wei­ter­bil­dung als auch der rechts­staat­li­chen Ver­fol­gung und Be­kämp­fung.

Hand­lungs­feld Sen­si­bi­li­sie­rung, Prä­ven­ti­on und Schaf­fung von Räu­men des fried­li­chen Dia­logs:

Ex­em­pla­risch sind hier ad-hoc-Ar­beits­grup­pen zu nen­nen, um den Stu­di­en- und Ar­beits­all­tag zu ver­bes­sern, Ko­ope­ra­tio­nen mit Be­ra­tungs­stel­len zum The­ma An­ti­se­mi­tis­mus, Dia­log­for­ma­te zwi­schen jü­di­schen und mus­li­mi­schen Stu­die­ren­den, eine Vor­trags­rei­he zum The­ma An­ti­se­mi­tis­mus, die Be­reit­stel­lung ei­nes „Safe Roms“ für jü­di­sche Stu­die­ren­de mit der Mög­lich­keit von Be­ra­tung zum Um­gang mit An­ti­se­mi­tis­mus und psy­cho­lo­gi­schen Hilfs­an­ge­bo­ten.

Hand­lungs­feld in­ter­dis­zi­pli­nä­re For­schung und Wei­ter­bil­dung:

Ex­em­pla­risch sind hier öf­fent­li­che Po­di­ums­dis­kus­sio­nen so­wie Fach­ta­ge des Zen­trums für Lehr­kräf­te­bil­dung zu rech­ten Ideo­lo­gi­en und Ver­an­stal­tun­gen im Rah­men des Stu­di­um Ge­ne­ra­le zum The­ma Nah­ost-Kon­flikt, is­rael­be­zo­ge­ner An­ti­se­mi­tis­mus und die Rol­le der post­co­lo­ni­al stu­dies zu nen­nen.

Hand­lungs­feld rechts­staat­li­chen Ver­fol­gung und Be­kämp­fung:

Dar­un­ter fällt ins­be­son­de­re die kon­se­quen­te Ver­fol­gung an­ti­se­mi­ti­scher Vor­fäl­le so­wohl be­züg­lich des Stel­lens straf­recht­li­cher An­zei­gen als auch im Rah­men der ei­ge­nen Zu­stän­dig­keit wie bei­spiels­wei­se Platz­ver­wei­se so­wie der Ent­zug von Raum zu­sa­gen für Ver­an­stal­tun­gen in Fäl­len von Hin­wei­sen auf is­rael­be­zo­ge­nen An­ti­se­mi­tis­mus und der Ent­zug des Sta­tus ei­ner Hoch­schul­grup­pe.

Zur wei­te­ren Un­ter­stüt­zung im Hand­lungs­feld Sen­si­bi­li­sie­rung, Prä­ven­ti­on und der Schaf­fung von Räu­men des fried­li­chen Dia­logs be­ab­sich­tigt das Hes­si­sche Mi­nis­te­ri­um für Wis­sen­schaft und Kunst im Rah­men der Hoch­schul­pakt­mit­tel für Qua­li­täts­si­che­rung in Stu­di­um und Leh­re 1,5 Mil­lio­nen Euro be­reit­zu­stel­len.

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