Benjamin Hartmann im Interview

Portraitaufnahme von Benjamin Hartmann. Er trägt ein blaues Hemd und lächelt in die Kamera
(Foto: Benjamin Hartmann)
interview

Ben­ja­min Hart­mann un­ter­rich­tet seit dem Win­ter­se­mes­ter 2025/26 Chor­lei­tung an der HfMDK als Lehr­be­auf­trag­ter. In die­sem Se­mes­ter be­treut er in die­ser Funk­ti­on un­ter an­de­rem auch den Stu­dio­Chor, zu­sam­men mit Tris­tan Meis­ter. Im In­ter­view mit den Kir­chen­mu­sik­stu­den­tin­nen Eva Mül­ler und Son­ja Karl er­zählt er über sich, sei­ne Lei­den­schaft für das Di­ri­gie­ren und sei­ne ers­ten Ein­drü­cke des Aus­bil­dungs­be­reichs Kir­chen­mu­sik.

Wie bist du zum Chor­lei­ten ge­kom­men?

Ge­sun­gen habe ich, seit ich den­ken kann! Auf­ge­wach­sen im Pfarr­haus war ich früh von Kir­chen­mu­sik um­ge­ben. Ein Schlüs­sel­mo­ment war, als wir im Kna­ben­chor die Mat­thä­us­pas­si­on von Bach ge­probt ha­ben und un­ser Chor­lei­ter mich spon­tan den A-Chor (die jüngs­ten Sän­ger, die den Cho­ral im Ein­gang­schor mit­sin­gen durf­ten) di­ri­gie­ren ließ – mei­ne al­ler­ers­te Chor­lei­tungs­er­fah­rung, an die ich noch heu­te leb­haft zu­rück­den­ke. Chor­sin­gen hat mich schon im­mer fas­zi­niert, und so war der Schritt zum ei­ge­nen Di­ri­gie­ren nicht weit. Im Stu­di­um am Kir­chen­mu­si­ka­li­schen In­sti­tut der HMT Leip­zig lag mein Schwer­punkt schnell auf Chor­lei­tung. Spä­ter zog es mich noch nach Schwe­den und Eng­land, um die dor­ti­gen Chor­kul­tu­ren ken­nen­zu­ler­nen.

Was ist dir beim Un­ter­rich­ten wich­tig?

En­sem­ble­sin­gen und Di­ri­gie­ren sind Ganz­kör­per­tä­tig­kei­ten – weit mehr als ein paar Hand­be­we­gun­gen. Hal­tung, Emo­ti­on, Hö­ren: al­les spielt hin­ein. Mir ist wich­tig, dass wir als Di­ri­gent:in­nen un­se­re in­ne­re Vor­stel­lung schär­fen: Wie soll es ganz ge­nau klin­gen? Das ist in Wahr­heit oft die größ­te Ar­beit. Wenn wir glas­klar wis­sen, wie et­was klin­gen soll, fin­det der Kör­per fast von selbst die pas­sen­de Be­we­gung. Chor­lei­tung ist für mich auch Per­sön­lich­keits­ent­wick­lung. Ich möch­te Stu­die­ren­de er­mu­ti­gen, ei­ge­ne künst­le­ri­sche Stand­punk­te zu fin­den – Kunst kommt schließ­lich nicht von Ko­pie­ren.
 

Wel­che*r Kom­po­nist*in oder wel­ches Werk in­spi­riert dich?

Mich in­spi­rie­ren manch­mal ein­zel­ne Tak­te, die mir in Dau­er­schlei­fe im Kopf her­um­ge­hen, tol­le Har­mo­ni­en, span­nen­de Klang­far­ben oder aus­drucks­star­ke Tex­te, denn was wäre Chor ohne die Spra­che! Bach und Men­dels­sohn be­glei­ten mich seit Kin­der­ta­gen, aber auf ein ein­zi­ges Werk könn­te ich mich un­mög­lich fest­le­gen. Zu­letzt hat­te ich Gän­se­haut vom Schluss­satz „In Pa­ra­di­sum“ aus dem Du­ruflé-Re­qui­em, das ist wahr­lich ein ma­gi­sches Ende. 
 

Wie er­lebst du dei­nen Start als Lehr­be­auf­trag­ter an der HfMDK?

Sehr po­si­tiv! Un­ter Stu­die­ren­den und Leh­ren­den herrscht ein ent­spann­tes, mo­ti­vier­tes und kol­le­gia­les Kli­ma – das hat mei­nen Start wirk­lich an­ge­nehm ge­macht. Es ist wun­der­bar, eine wach­sen­de Kir­chen­mu­sik­ab­tei­lung zu se­hen, in der sich Or­gel und Chor­lei­tung wert­schät­zend ge­gen­über­ste­hen. Be­son­ders schön: Im Stu­dio­Chor konn­te ich gleich vie­le Stu­die­ren­de per­sön­lich ken­nen­ler­nen.

Was machst du, wenn du nicht ge­ra­de ei­nen Chor lei­test?

Ich jog­ge gern, wenn kei­ner zu­sieht. Und ich im­pro­vi­sie­re am Kla­vier, am liebs­ten, wenn kei­ner zu­hört. Mit Na­tur, Be­we­gung, gu­tem Es­sen, Wein und Hu­mor lässt sich Chor­lei­tung ein­fach noch bes­ser er­tra­gen.